- 20 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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in der Psychologie als subjektive Rhythmisierung bezeichnet und empirisch untersucht worden.34 Kirnberger beobachtete auch, daß die Einteilung meist in Zweier-, Dreier- oder Vierergruppen erfolgt, auf »keine andere Eintheilung fallen wir natürlicherweise nicht.«35

35 Kirnberger (1776-79, S. 117). Daraus leitet Kirnberger die üblichen Taktarten her. Fragen der Einteilung von Musik behandelt er dagegen nur auf der Ebene größerer Einheiten von vier oder mehr Takten.

Ein Komponist gibt das intendierte Metrum im allgemeinen in Form einer Taktart und Tempobezeichnung vor, es läßt sich auch von der Wahrnehmung her durch Mitklopfen oder Mitzählen relativ leicht empirisch bestimmen. Dagegen ist die Gliederung eines Rhythmus in Motive im Gegensatz zu Takt und Tempo im allgemeinen nicht vorgegeben. Sie ist aber Voraussetzung für die Bildung sinnvoller musikalischer Einheiten. Die Bildung dieser Einheiten wird häufig in der Melodielehre behandelt, ist aber ein grundlegendes rhythmisches Phänomen, das auch ohne Tonhöhen auftritt.

Kriterien der Gliederung

Die Gruppierung von Noten zu Sinneinheiten ist wesentlich für das Verständnis von Musik, wie bereits Riemann feststellte.36

Erstaunlich ist daher, daß es abgesehen von Riemanns Schrift Musikalische Dynamik und Agogik37 kaum Ansätze zu einer Bestimmung von Faktoren der Gliederung und ihrer spielerischen Umsetzung gegeben hat. Erst in neuerer Zeit wurden hierfür Ansätze entwickelt.38 Bei Musiktheoretikern wird kaum explizit dargestellt, welche Kriterien die Gliederung bestimmen, sondern es wird meist die ›richtige‹ Gliederung in Beispielen erläutert.

Ein allgemein anerkanntes Prinzip, das alle Autoren anführen, ist die Trennung der Motive durch Pausen. Riemann gibt ferner an, daß ein Akzent auf einen möglichen Beginn einer neuen Gruppe hinweist:

»Der Accent, die von einer schlichten dynamischen Schattirung der Metren abweichende Extraverstärkung der einzelnen Töne, ist selbst schon eine Unterbrechung des glatten Anschlusses und wird daher eine noch weitergehende Trennung der betreffenden Note von der vorangegangenen nach sich ziehen.«39

39 Riemann (1884, S. 165).

Riemann geht auch von einer kleinen Verlängerung metrisch betonter Noten in der Ausführung aus, die ja für ihn den Abschluß eines ›normalen‹ auftaktigen Motivs bilden.

Bei der Anwendung dieser Regeln treten allerdings einige Fragen auf. Es ist unklar, ob relative oder absolute Längen bzw. Intensitäten oder beide zu betrachten sind. Für die absoluten Werte stellt sich die Frage, ab welcher Länge einer Pause bzw. ab welchem Grad der Akzentuierung einer Note eine Gruppengrenze gezogen


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