des Bewußtseins, zu
identifizieren«.
22
Pöppel schließt daraus die Existenz eines neuronalen Oszillators, der an der Erkennung von
Ereignissen beteiligt ist. Die Werte für verschiedene Modalitäten bei der gleichen Versuchsperson
zeigten große Übereinstimmung. Dies läßt einen gemeinsamen Oszillationsmechanismus plausibel
erscheinen.
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Die Perioden dieses Oszillators bestimmen nach Pöppel Zeitquanten (
time quanta) für
die Identifikation von Ereignissen.
In musikalischen und linguistischen Kontexten liegt die minimale
Dauer zeitlich diskret wahrgenommener Ereignisse allerdings bei
100–120 ms.24
Ereignisse, die schneller aufeinander folgen, werden nicht mehr als zeitlich getrennt
wahrgenommen. Bereits Wundt formulierte diesen Zusammenhang:
»Steigt die Geschwindigkeit erheblich über diese Grenze [von
fünf Ereignissen pro Sekunde], so nehmen wir zwar den Vorgang
noch als einen discontinuirlichen wahr. Aber die Vorstellung von
Zeitstrecken, die durch Reize begrenzt sind, macht nun mehr
und mehr der eines dauernden discontinuirlichen Eindruckes
Platz, wie er z.B. [...] bei Trillern und Passagen beobachtet
wird.«25
Man kann diesen Unterschied zwischen der Möglichkeit von Reihenfolgenerkennung und
der Wahrnehmung eigenständiger zeitlicher Ereignisse dadurch erklären, daß die
Art der Klänge starken Einfluß auf die Erkennung von Ereignissen hat. Auch
Training hat einen großen Einfluß auf die Leistung. Durch Übung konnte im
Experiment die Grenze für Reihenfolgenerkennung von zuerst 125 auf 30 ms gesenkt
werden.26
Die Grenze kann durch Training für bestimmte Ereignisse auch noch weiter gesenkt
werden, allerdings beruht die Erkennung dann darauf, daß klangliche Eigenschaften, die
sich aus der Reihenfolge ergeben, gelernt werden. D.h. es wird ein Ereignis
wahrgenommen, dessen klangliche Qualität mit der Reihenfolge assoziiert wird. Eine
andere mögliche Erklärung für die verschiedenen Größenordnungen ist, daß die
Verarbeitung oberhalb der auditiven Ebene die mögliche Anzahl von wahrnehmbaren
Ereignissen in einer bestimmten Zeit begrenzt. Hierfür spricht, daß diese Grenze
von 100-120 ms sich offenbar über verschiedene Modalitäten relativ konstant
zeigt,
27
obwohl die Sinne verschiedene zeitliche Auflösungsvermögen haben, wie ebenfalls bereits Wundt
feststellte.
28
3.3. Gruppierung
Akustische Ereignisse werden beim Hören nicht nur in ihrer Abfolge oder Gleichzeitigkeit
wahrgenommen, sondern sie werden darüber hinaus mit einer Struktur versehen. Diese Struktur
beruht auf einer hierarchischen Ordnung, der Zusammenfassung von Ereignissen zu größeren
Einheiten.29
Diese Zusammenfassung von Ereignissen