wären Dauern von 0,2 Sekunden möglich. Auch die Effekte der
Verdeckung oder Verschmelzung setzen erst bei kleineren Zeitabständen
ein.
52
Bevorzugt werden nicht nur Gruppierungen, deren Gruppen ähnlich viele Elemente
aufweisen, sondern auch solche, deren Gruppen ähnliche zeitliche Abstände
haben.53
Dies stimmt
überein mit der musiktheoretischen Bevorzugung von gleich großen Gruppen, etwa bei Riemann oder
in der GTTM.
54
3.3.3. Zeitliche Nähe
Die Gruppierung entsprechend der Nähe von Objekten ist eines der Grundprinzipien der
Gestaltpsychologie.55
Auch die Gruppierung akustischer Ereignisse wird wesentlich durch
die zeitliche Nähe beeinflußt. Größere Einsatzabstände bewirken bei
ansonsten gleichen Parametern eine Gruppengrenze, wie schon Woodrow
feststellte.
56
Allerdings gilt dies nicht für sehr kurze Noten, da die empfundene Intensität
hier mit der Länge zunimmt. Die Intensität wird über eine Zeitspanne von
ca. 200 ms integriert, d.h. bei Tönen, die kürzer als 200 ms sind, nimmt die
empfundene Lautstärke mit der Länge zu. Darüber setzt ein Sättigungseffekt
ein, so daß nur noch die physikalische Lautstärke des Tons wirksam
wird.
57
Für die auditive Wahrnehmung ergibt sich eine Asymmetrie der Nähe, da das
Ende einer Note im allgemeinen nicht die rhythmische Relevanz hat wie der
Beginn. Die Pausen zwischen Noten, in einer monophonen Sequenz also der
Abstand zwischen dem Ende einer Note und dem Beginn der nächsten, sind auch
ein Aspekt zeitlicher Nähe bzw. zeitlichen Abstands und stehen z.B. in der
MIDI-Kodierung zur Verfügung. Allerdings sind die Pausen im allgemeinen nicht
so einflußreich für die Gruppierung wie die Einsatzabstände. Dafür sprechen
neben Riemanns Einschätzung und der musikalischen Notationspraxis, die die
metrische Position der Noten an deren Einsatzzeiten ausrichtet, auch die
größere Variabilität der Notenenden durch unterschiedliche Artikulation. Die
Untersuchungen von Vos und Ellermann sowie von Bregman unterstützen dies auch
empirisch.58
Daher ist es sinnvoll, Pausen und Einsatzabstände getrennt zu betrachten.
Die zeitliche Nähe scheint die Gruppierung stärker als andere Faktoren zu bestimmen,
denn in Versuchen mit widersprüchlicher tonaler und rhythmischer Struktur dominiert der
Rhythmus.59
Diese Dominanz kann das Verstehen gesprochener Sprache stark erschweren, wenn die
Dauern und Abstände eine andere Aufteilung implizieren als die der Bedeutung
entsprechende. So können in mehrdeutigen Komposita eingefügte Pausen das Verstehen
auch im Kontext stark erschweren: z.B. Staub-ecken statt Stau-becken oder
Reit-erfolge statt Reiter-folge. Die Dominanz