- 22 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Typen von Akzenten aufgelöst werden. Riemann hatte mit dem dynamischen Akzent bereits ein ähnliches Konzept beschrieben. Er setzte die Unabhängigkeit von Metrum und Motivik allerdings in seinem System nicht konsequent um.44

44 Riemann (1884, S. 165).

Hauptmann benutzte die griechisch Versmetrik vor allem für die Beschreibung von Rhythmen in einem Metrum durch die hierarchische Schachtelung von Versfüßen. Cooper und Meyer greifen die Aufteilung nach klassischen Versfüßen wieder auf und benutzen sie wie Hautpmann auf verschiedenen zeitlichen Ebenen, um eine Gewichtung von Motiven oder Motivgruppen gegeneinander zu beschreiben.45

Der Takt wird nicht eindeutig als reines Betonungsmuster auf äquidistanten Zeitpunkten aufgefaßt, sondern wird auf den Ebenen der Motive und der Phrasen fortgesetzt. Die Motive erhalten dadurch verschiedene Betonungen, wie die Zählzeiten im Takt. Daran ist nicht nur die Vermischung von Metrik und Rhythmik problematisch, sondern es ist auch fraglich, ob die Anwendung eines Prinzips auf verschiedenen zeitlichen Ebenen kognitiv und perzeptuell angemessen ist.46

Lerdahl und Jackendoff plädieren für eine strikte Trennung der metrischen Struktur von der Gruppierung. Sie unterscheiden zwischen metrischen Akzenten (metrical accents), die Schlägen zugeordnet werden, d.h. Punkte auf der Zeitachse darstellen und keine Dauer haben, und Betonungen von Noten durch Lautstärke oder andere Merkmale (phenomenal accents). Sie kritisieren, daß Cooper und Meyer Metrik und rhythmische Gliederung durch die Anwendung von Betonungen in den höheren Ebenen ihrer Hierarchie von Versfüßen vermischen.47

Dies widerspricht auch der von Cooper und Meyer selbst postulierten Unabhängigkeit von Rhythmus und Grundschlag.48 Lerdahls und Jackendoffs Kritik ist vergleichbar mit der Kritik Wiehmayers an Riemann und zeigt, daß damals eine klare Trennung der rhythmischen Gliederung vom Metrum noch nicht etabliert war. Seit der GTTM ist aber allgemein anerkannt, daß Metrik und rhythmisch-motivische Gliederung getrennt und weitgehend unabhängig zu betrachten sind.

2.3.3.  Perioden

Die meisten Melodie- und Rhythmuslehren behandeln hauptsächlich die Gliederung auf der Ebene von Perioden, die mehrere Takte umfassen. Dabei wird eine Aufteilung in Motive vorausgesetzt oder an Beispielen erläutert. Riemann erweitert seine Auffassung des Metrums auf mehrtaktige Einheiten. Er definiert auch die achttaktige Periode noch als metrische Einheit und stellt sie in den Mittelpunkt seines Systems. Ähnlich gehen Wiehmayer und Westphal vor. Es ist aber fraglich, ob die Wirkung metrischer Schemata in dieser zeitlichen Größenordnung mit der von Grundschlag und Takt vergleichbar ist. Ein Metrum wird vom Hörer fast immer gebildet. Dies geschieht selbst dann, wenn dafür kein Anhaltspunkt in der Musik vorliegt, wie das Phänomen der subjektiven Rhythmisierung zeigt.49

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