genauer zu
bestimmen und dadurch für die computergestützte Anwendung nutzbar zu
machen.
2.3.1. Rhythmus und Metrum
Das Verhältnis von Rhythmus und Metrum steht im Mittelpunkt der meisten
musiktheoretischen Betrachtungen des Rhythmus, wobei der Begriff ›Rhythmus‹ selbst
sehr unterschiedlich aufgefaßt wird. Der Terminus ›Metrum‹ wird bereits bei den
Theoretikern des neunzehnten Jahrhunderts ähnlich wie heute benutzt, allerdings
werden häufig nur Takte betrachtet, und der Bezug zur Wahrnehmung wird nicht
hergestellt. Meistens wird das Metrum als eine vorgegebene Ordnung betrachtet,
gelegentlich aber auch als Interpretation durch den Hörer, wobei jedoch die
verschiedenen Realitätsebenen von Produktion, Klang und Wahrnehmung von Musik
nicht differenziert werden. Die ungeklärte Rolle der Wahrnehmung in der Musiktheorie
führt teilweise zu Auffassungen, die einem an der hörenden Wahrnehmung orientierten
Modell diametral entgegenstehen.
Ein Ziel der Theoretiker des neunzehnten Jahrhunderts war es, eine einheitliche
Rhythmustheorie zu entwickeln, indem von den beiden Phänomenen Rhythmus und
Metrum eines auf das andere zurückgeführt wird. Für Hauptmann ist Rhythmus
abhängig vom Metrum, während Riemann das Metrum aus den thematischen Motiven,
also den Rhythmen abgeleitet sieht. Hauptmann entwickelt sein System basierend auf
der Philosophie Hegels in Schritten von These, Antithese und Synthese. Er geht von der
Übereinstimmung von Vernunft und Wirklichkeit aus und versucht, aus begrifflicher
Argumentation eine musikalische ›Naturlehre‹ zu beschreiben. Riemann stellt auf
der Basis von Beispielen die Idee einer Entwicklung von Metren aus Motiven
dar.
Hauptmann definierte das Metrum als die Ordnung, auf der Rhythmus basiert; ein
Rhythmus kann demnach nur in einer metrischen Ordnung existieren. Hauptmann zieht
einen Vergleich zwischen der Beziehung von Rhythmus und Metrum und dem
Verhältnis von Melodie und Harmonie. Tatsächlich impliziert eine Melodie eine
harmonische Struktur. Dieser Vergleich ist aber nicht geeignet, seine Aussage zu
begründen, denn die Voraussetzung einer harmonischen Struktur für das Erfassen
einer Melodie gilt nur in Kulturen, die eine musikalische Harmonik kennen. Das
heißt, für die meisten Musikkulturen kann man diesen Ansatz nicht verwenden.
Analog läßt sich Hauptmanns Theorie, die nur auf dem Metrum als Taktmetrik
basiert, für andere Musikkulturen, die kein Metrum in diesem Sinn kennen, nicht
anwenden.
Da es Rhythmen gibt, die die Bildung eines Metrums nicht unterstützen, ist das
Metrum als Voraussetzung eines Rhythmus nur schwer aufrecht zu erhalten. Die Bildung
und Erkennung zeitlicher Muster geschieht auch ohne metrische Gliederung, wie
etwa in der gesprochenen Sprache, die doch verständlich bleibt, auch wenn sie
ungleichmäßig ausgesprochen wird. Musik ohne metrische Gewichtungen der
Schläge ist im außereuropäischen Raum oft anzutreffen, z.B. in afrikanischer
Musik.25
In moderner Musik und auch in Rubato-Passagen klassischer und romantischer