- 23 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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vergleichbare subjektive Gliederung von Takten ist bisher nicht nachgewiesen worden. Auch Eigenschaften der musikalischen Wahrnehmung sprechen gegen diese Auffassung.50

Die postulierte eindeutige Dominanz der achttaktigen Periode ist zumindest fragwürdig und wird von anderen Theoretikern nicht bestätigt. Bereits Gottfried Weber war der Ansicht, daß so wie ein Takt gerade oder ungerade sein kann, »eben so kann auch ein größerer Rhythmus bald ein gerader bald ein ungerader sein, je nachdem er bald aus einer geraden, bald aus einer ungeraden Anzahl gerader oder ungerader Gruppen gebildet ist«51

51 Weber (1830-32, S. 111, zitiert nach Henneberg (1974)).

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Sowohl die Wahrnehmung von Betonungen als auch die Möglichkeit der Bildung von Einheiten hängen von der zeitlichen Ausdehnung ab. Zur Dauer melodischer Abschnitte formuliert Kirnberger:

»Die Länge der Abschnitte ist an keine Regel gebunden [...] dennoch kann man nicht ganz willkürlich verfahren, denn die Abschnitte können zu kurz oder zu lang sein. [...] In diesem Falle kann ein Abschnitt nicht mehr als ein Ganzes zusammengefaßt werden. Hieraus erhellet, daß doch dem Abschnitte gewisse Schrancken gesetzt sind, die man ohne Nachteil des Wohlklanges nicht überschreiten kann.«52

52 Kirnberger (1776-79, Band II, S. 140-141).

Auch bei Kirnberger ist also die Aufteilung in Einheiten angemessener Größe von Bedeutung, da sie die Auffassung der Teile als ein Ganzes und damit den angestrebten Wohlklang ermöglicht.

Wiehmayer sieht die Länge der Periode auf 16 ›Normaltakte‹ begrenzt, wobei ein Normaltakt nach seiner Definition bei Zweier- oder Dreiertakten auch drei oder zwei notierte Takte umfassen kann:

»Mit dieser Bildung ist das Ende aller metrischen Entwicklung erreicht. Eine weitere, zur erneuten Verdoppelung des Umfangs führende Gegenüberstellung der Satzgruppen derart also, daß nach dem Verlauf von 16 Takten die mit dem 17. Takt beginnende zweite Hälfte in ein gegensätzliches Verhältnis zur ersten Hälfte gebracht und somit als Nachsatzgruppe betrachtet würde, findet in der Musik nicht statt. Der Abstand von 16 Normaltakten ist zu groß, als das es auch dem besten und geschultesten Gedächtnis möglich wäre, die bei der Periodenform unerläßliche wechselseitige Beziehung der Teile herzustellen.«53

53 Wiehmayer (1917, S. 201).

In der Behandlung von Segmentierungen wird von den meisten Theoretikern die Bedeutung der Zweiteilung in gleich lange Abschnitte hervorgehoben. Hierfür wird häufig der Begriff Symmetrie verwendet, der allerdings mathematisch gesehen meist nicht angemessen ist, worauf Mazzola hinweist.54

54 Mazzola (1990, S. 85).

Betrachtet man etwa die Anordnung von Takten in Abbildung 2.1, dann kann man | als Symmetrieachse bestimmen. Bezogen auf die Dauer der Gliederungseinheiten ist für die Stelle x0 die Symmetriebedingung f(x,y) = f(2x0 - x,y) erfüllt. Oft ist aber mit dem Begriff Symmetrie auch eine Ausgestaltung mit sich wiederholenden oder ähnlichen


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