- 135 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Betrachtung der Zuordnung von Motiven eine zusätzliche Verarbeitungsebene eingefügt, es wird nicht nur die Beziehung zweier Motive, sondern die Interpretation eines größeren Abschnitts betrachtet.

Wahrnehmungsmäßige Plausibilität von Interpretationen

Dieser Ansatz der rhythmisch-motivischen Interpretation kann auch im Sinne eines Wahrnehmungsmodells interpretiert werden. Die Einteilung und Zuordnung eines Motivs, oder auch die Abfolge und Zuordnung von Motiven entsprechen dabei der Aktivierung eines Schemas, wie z.B. bei Bruhn beschrieben.3

Rhythmische Motive können als Schemata der Wahrnehmung wirksam sein und durch wahrgenommene Ereignisse angeregt werden. Von den aktivierten Schemata setzt sich im Verlauf des Wahrnehmungsprozesses ein vorhandenes durch oder ein neues wird gebildet. Die Mechanismen der Anregung von Schemata werden hier nicht auf neurophysiologischer Basis sondern funktional modelliert. Neurophysiologische Modelle sind bisher noch weitgehend spekulativ und nicht weit genug entwickelt, um als Basis der Anwendungsentwicklung zu dienen. Daher ist die Methode der funktionalen Modellierung zum einen erfolgversprechender und zum anderen kann man möglicherweise durch die Kombination mit lernenden Modellen mehr über die Eigenschaften rhythmisch-motivischer Schemata erfahren. Die Integration von Segmentierung und Ähnlichkeit ermöglicht es, die Interaktion von Bottom-Up- und Top-Down-Prozessen nachzuvollziehen.

Die Verwendung einer statischen Repräsentation ist wahrnehmungsmäßig plausibel, wenn die Dauer der Ein- und Vorgaben auf kurze Abschnitte begrenzt ist, die der Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses entsprechen. Die strukturelle Repräsentation im langen auditiven Speicher und das Langzeitgedächtnis operieren auf Ereignissen und gruppieren diese zu Motiven. Dazu müssen die Ereignisse, die gruppiert werden, gleichzeitig verfügbar sein. Im allgemeinen sind vermutlich mehrere weitere Ereignisse verfügbar, da sich Motiv- und Wortgrenzen oft erst mehrere Ereignisse nach der Grenze identifizieren lassen.4

Die genaue Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses ist in Bezug auf zeitliche Dauer und Ereignisanzahl nicht abschließend geklärt, man kann aber von einer Länge mehrerer Sekunden und ca. 6–10 Noten ausgehen, wie in Kapitel 3 erläutert wurde. Die Dynamik dieses Zeitfensters und der Gedächtnisbildung werden in dieser Arbeit nicht bzw. nur implizit modelliert. Allerdings ist die Möglichkeit zu einer entsprechenden Erweiterung des System gegeben. Das hier beschriebene System kann, wie in Abbildung 7.3 dargestellt wird, als funktionales Modell eines Teilbereichs der auditiven Wahrnehmung verstanden werden.

Im ersten Teil dieser Arbeit wurden verschiedene Aspekte der Segmentierung und Ähnlichkeit von Rhythmen besprochen.5

Darauf aufbauend können Merkmale definiert werden, anhand derer die Qualität einer Interpretation unter einem bestimmten Aspekt bewertet werden kann. Dabei kann man ein einzelnes Motiv bewerten, z.B. die Ähnlichkeit zu dem ihm zugeordneten Motiv oder die Plausibilität


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