2. Musiktheoretische Aspekte
In diesem Kapitel sollen musiktheoretische Aspekte der Analyse von Rhythmen
behandelt werden, da die Musiktheorie hierfür grundlegende Begriffe und Konzepte
bereitstellt. Zunächst geht es um die Klärung der zentralen Begriffe und der
erkenntnistheoretischen Grundlagen, dann wird auf grundlegende musiktheoretische
Konzepte und Systeme eingegangen. Anschließend werden einige für diese Arbeit
wichtige Begriffe formal definiert.
2.1. Rhythmusdefinitionen
Platon definiert Rhythmus als »Ordnung in der
Bewegung«1
,
was man in allgemeinster Auslegung als die Struktur zeitlicher Abläufe verstehen kann.
Welche Art und welcher Grad von Ordnung einen Rhythmus ausmachen, wird von
verschiedenen Autoren sehr unterschiedlich gesehen. Viele Definitionen beschreiben
Rhythmus als eine Qualität, die nur bestimmte Folgen von Ereignissen haben. Diese
stehen als rhythmische Folgen im Gegensatz zu den unrhythmischen.
Manche Autoren sehen diese Qualität als ein allgemeines Ordnungsprinzip, wie Wilhelm
Wundt, Jacques Handschin oder Jobst Fricke, der vom Rhythmus als »Ordnungsfaktor«
spricht.2
Andere sehen Rhythmus als eine ästhetische Qualität an, wie etwa Richard
Parncutt, der Rhythmus als »a temporal sequence evoking a sensation of pulse«
definiert,
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oder Mari Riess Jones, die wie später auch Peter Desain das Phänomen der
Aufmerksamkeit und Erwartung betont, die durch Regelmäßigkeit erzeugt
wird.
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Alf Gabrielsson nennt eine größere Zahl ästhetischer Parameter als Charakteristika für
musikalische Rhythmen, nämlich wahrgenommene Gruppierung, wahrgenommene Akzente,
wahrgenommene Regelmäßigkeit und zeitliche Begrenzung auf die ›psychologische
Gegenwart‹.
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Für Monahan und Carterette, wie auch für Cooper und Meyer, steht die Erfahrung von
Rhythmus als Strukturierung der Noten durch den Hörer im Vordergrund :
»Rhythm is the perception of both regular and irregular patterns and their
interaction«.
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Der Gebrauch des Begriffs Rhythmus läßt, auch begrenzt auf den Bereich der Musik,
offenbar keine klare und gleichzeitig auch nur annähernd allgemeingültige Definition
seiner Bedeutung zu. Zu diesem Schluß kommen verschiedene Autoren wie
Carl Dahlhaus, Helga de la Motte-Haber oder Grosvenor Cooper und Leonard