- 150 -Sonntag, Brunhilde (Hrsg.): Adorno in seinen musikalischen Schriften 
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 Die Monade als einfache Substanz wird nicht von außen her verändert, da `sie keine Fenster hat, durch die etwas hinein- oder heraustreten kann'. 11) Trotzdem besitzen Monaden gewisse Qualitäten:


1) sie unterscheiden sich voneinander;

2) als Wesen sind sie Veränderungen unterworfen, die in den Monaden durch ein inneres Prinzip hervorgerufen werden;

3) Die Besonderheit der Veränderung der Monade, die `die verschiedenen und mannigfaltigen Arten der Monade ausmacht', faßt notwendig eine Vielfalt in der Einheit oder in dem Einfachen in sich. Denn da alle Veränderung gradweise vor sich geht, so wechselt immer einiges, während anderes bleibt; folglich muß es in der Monade eine Mehrheit von Regungen und Beziehungen geben, obwohl sie keineswegs aus Teilen besteht. 12)


Prinzip der Veränderung der Monade sind die `Perzeptionen', "welches der innere Zustand der die Außendinge vorstellenden Monade ist" und der `Apperzeptionen', "was die Bewußtheit der Vorstellung oder das auf sich zurückbezogene reflexive Wissen des inneren Zustandes ist". Apperzeption ist nicht allen Seelen, noch auch einer und derselben Seele fortwährend gegeben. 13) Für den Begriff der Perzeption kennt Leibniz auch den der Repräsentation; Perzeption wird häufig als Vorstellung bezeichnet. "Perzeptionen und ihre Begehrungen verursachen die Veränderung der Monade und sind zugleich Unterscheidungsmerkmale der Monaden untereinander (Begehrungen sind Strebungen von einer Perzeption zur anderen). Der Grad an Perzeption und Apperzeption unterscheidet die Monaden qualitativ voneinander, sodaß Leibniz auch zu unterschiedlichen Bezeichnungen für die Monaden kommt. Einfache Substanzen mit einfachen Perzeptionen behalten den Begriff der `Monade' oder `Entelechie' (der Begriff stammt von Aristoteles und bedeutet bei ihm die Seele), "insofern sie das Prinzip der Vollendung des Möglichen in dauernder Aktivität verwirklicht. Leibniz nennt die Monaden Entelechien, weil sie aus eigener Kraft ihre Zustände entwickeln und in ihrer Selbständigkeit und individuellen Vollkommenheit gewissermaßen je einen Mikrokosmos darstellen". 14) Jene Monaden, deren `Perzeption deutlicher und von Gedächtnis begleitet ist', bezeichnet Leibniz als Seele. Was die Seele über den Gebrauch des Gedächtnisses hinaus auszeichnet, ist der Gebrauch der Vernunft, der darauf ausgerichtet ist, die `ewigen Wahrheiten' zu erkennen. (Unter den Wahrheiten unterscheidet Leibniz zwischen `Vernunft- und Tatsachen-Wahrheiten'. Jene sind notwendig und ihr Gegenteil ist unmöglich; die Tatsachen-Wahrheiten sind zufällig und ihr Gegenteil ist möglich. 15) Durch Analyse gelangt man zu jenen `einfachen Ideen, von denen man keine Definition geben kann. Ferner gibt es ... elementare Prinzipien, die nicht bewiesen werden können und auch gar keines Beweises bedürfen. Es sind dies die identischen Aussagen, deren Gegenteil einen ausdrücklichen Widerspruch enthält'. 16) "Somit muß der letzte Grund", schreibt Leibniz, "in einer notwendigen Substanz liegen, in welcher das Mannigfaltige der Veränderungen lediglich `eminenter', gleichwie in der Quelle enthalten ist. Diese Substanz nennen wir Gott". 17) Diese höchste Substanz - so Leibniz - `enthält soviel Realitäten wie möglich'; 18) sie ist absolut vollkommen als die `Größe der positiven Realität', es ist auch wahr, daß in Gott nicht allein die Quelle der Existenzen,


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