- 432 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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Abbildung 14.8: F. Schubert: Moment Musical Nr. 2 As-Dur op. 94 (D 780), variierter A’-Teil


Mit diesem wiederkehrenden Fragment des Schubert-Stückes greift Malle erneut den emotionalen Grund-Ton des Anfangs auf. Auch hier geht es für Quentin wieder um einen schmerzlichen Abschied, dieses Mal von Bonnet. Damit schließt Malle langsam den dramaturgischen Spannungsbogen, der mit Hilfe der Musik einen kreisförmigen Charakter erhält. Die Geschichte begann mit einer Abfahrt und endet mit einem Abtransport.

Im nun folgenden Abspann fährt Malle im Notentext des Moment Musical fort. Hier werden noch einmal alle im Film verwendeten musikalischen Motive Schuberts zum Teil variiert präsentiert. So beginnt der Abspann mit dem B’-Teil in fis-Moll (vgl. Abbildung 14.9).23

23 Schubert 1987, S. 78.



Abbildung 14.9: F. Schubert: Moment Musical Nr. 2 As-Dur op. 94 (D 780), B’-Teil


Im Vergleich zur abschließenden ruhigen Nahaufnahme von Julien wirkt dieser Einsatz stark vordergründig und emotional aufwühlender als der zitierte A-Teil des Stückes. Auf diese Weise offenbart Malle selbst noch einmal im Abspann die Tragik der gesamten Geschichte. Dieser endet letztlich im verkürzten Teil A” auf der Tonika As-Dur, damit schließt sich der dramaturgische Kreis endgültig.

Ein Film wie Auf Wiedersehen Kinder, so schließt Schmidt seine Ausführungen, sei symptomatisch für einen präzise kalkulierten Umgang mit sparsam dosierter Musik, die jede Redseligkeit vermeidet.24

24 Schmidt 1990, S. 243; vgl. auch Kap. 6.4.
Tatsächlich haben wir es hier mit einem derart lakonischen Umgang mit Filmmusik zu tun, die nach dem Grundsatz »weniger ist mehr« funktioniert. Obwohl Malle uns selbst am Anfang und Ende – wenn auch längere – aber dennoch bereits Fragmente des Schubert-Stückes präsentiert, treibt er sein ökonomisches Spiel auf die Spitze, indem er das Werk zunehmend verkürzt. Auf diese Weise führt er dem Zuschauer vor, wie man aus wenigen Tönen noch weniger machen kann, jedoch ohne daß das rationale Kalkül des Zitates an

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