Zitat sowohl
eine syntaktische Funktion, indem es den zögerlichen Annäherungsprozeß der
beiden begleitet. Zugleich erinnert es durch seinen emotionalen Gestus stets an
den Grund-Ton der gesamten Geschichte, der jedoch erst am Ende vollständig
eingelöst wird. So wird denn auch das Moment Musical erst wieder am Ende
aufgegriffen.
In den darauffolgenden Szenen bestimmen andere Zitate den dramaturgischen Verlauf. Nachdem Quentin Bonnets wahre Identität entdeckt hat, freunden die beiden sich an, das Wissen verbindet sie. Daß Bonnet ein jüdisches Kind ist, wird spätestens in der Restaurantszene deutlich. Für Malle war sie eine Schlüsselszene, da er eine Charakterisierung von Juliens Mutter liefert. Er schildert sie als liebenswürdig; zugleich ist sie mit all den Vorurteilen ihrer Klasse behaftet. Sie spricht über Léon Blum – das Bürgertum haßte den Sozialisten Blum – und meint danach: »Ich habe gar nichts gegen Juden.« Doch als Julien sie fragt: »Sind wir nicht auch Juden?« ist sie sichtlich schockiert. Diese Unterhaltung stammt direkt aus Malles Kindheitserinnerungen. Insofern sah er in Madame Quentin das Ebenbild seiner eigenen Mutter.15 In der Kinovorführung von Charlie Chaplins Der Einwanderer (1917) hören wir Musik von Camille Saint-Saëns: Introduction et Rondo Capriccioso op. 28 aus dem Jahre 1863. Malle zeichnet hier eine reale Stummfilmsituation nach, in der Saint-Saëns’ Werk live durch Violine und Klavier (ursprünglich Orchester, Klavierfassung nach Georges Bizet) zum Film eingespielt wird (vgl. Abbildung 14.6).16
Vordergründig illustriert dieses Stummfilm-Szenario die zunehmend gelockerte Atmosphäre zwischen Quentin und Bonnet. Doch dient diese Szene, so Schmidt17 , |