In einer der darauffolgenden Szenen gibt der Lehrer
den Schülern eine Klausur zurück. Bonnet schneidet als der Bessere ab. Die
Bemerkung des Lehrers »Quentin, Sie haben hier Konkurrenz bekommen«
deutet jedoch nur noch eine latente Rivalität zwischen den beiden Jungen an.
Zuvor hat Quentin beobachtet, wie Bonnet beim Eintreffen der französischen
Miliz von Pater Jean schnell ins Haus geführt wurde. So weicht die anfängliche
Konkurrenz langsam aber sicher der Neugierde, denn Julien spürt, daß sich hinter
Bonnet ein Geheimnis verbirgt. Dieser betritt das Klassenzimmer verspätet.
Zwischen ihm und Quentin beginnt ein langer stummer Blickkontakt. Die Musik
übernimmt die Rolle der stummen Kommunikation zwischen den beiden, des
unbestimmten unaussprechlichen Verdachts Juliens. Dabei wird die Melodie nun um ein
weiteres verkürzt, auf nahezu drei Takte am Schluß des Mittelteils (vgl. Abbildung
14.4).13
Die Töne cis” und dis” sind genauso bohrend wie die Blicke der beiden Jungen. Als solche ist diese Szene eine Reminiszens an das tröpfelnde Motiv der Bad-Szene. Eine letzte Reduzierung auf wenige Töne erlebt das Moment Musical in der Szene, in der Quentin im Schlafsaal in Bonnets persönlichen Sachen herumwühlt. Dabei findet er auch zwei Kerzen unter Bonnets Kopfkissen, mit denen dieser eine Nacht zuvor seine Gebete abgehalten hat. In diesem Moment erklingt wiederum ein Motiv des Mittelteils. Es ist auf gerade einmal zehn Töne reduziert (vgl. Abbildung 14.5).14
Die Schubert-Fragmente deuten stets auf Bonnet. Julien beschäftigt sich in Gedanken zunehmend mit seinem neuen Mitschüler. Er hat sich in den Kopf gesetzt, hinter dessen Geheimnis zu kommen. So stößt er kurz darauf anhand der Buchinschrift auf dessen wahre Identität. Damit wird das Moment Musical im dramaturgischen Verlauf zunehmend sparsamer dosiert; die kalkulierte Andeutung des Stückes genügt, um dem Zuschauer Juliens Gedanken zu illustrieren. Dabei übernimmt das |