Schuberts Aussagen zu seinen persönlichen Plänen hinsichtlich der Komposition des
d-Moll-Streichquartetts unterlaufen natürlich jede Interpretation, die jene Todesthematik
allein mit der Psyche des Komponisten in Verbindung bringen wollen. Zwar ist die
Konfrontation mit dem Tod biographisch nachvollziehbar, doch bildet sie lediglich –
nicht zuletzt auch durch das Lied – die Vorlage zu dem Streichquartett. Obwohl
außermusikalische Verständnishilfen im allgemeinen eher einem Klischee entsprechen,
liegen die Dinge bei diesem Quartett somit anders. Dabei ist die Todesthematik
jedoch mehr »Ausdruck der Empfindung« als Malerei. Schuberts Quartett ist in
keinem Falle Programmusik, doch wirkt es insgesamt wie eine freie musikalische
Paraphrase34
Die Todesthematik ist durch die direkte Anleihe an das Lied im Andante con moto sichtbar, doch auch die übrigen Sätze weisen Verwandtschaften mit dem Lied auf. Dabei verwendet Schubert eine Reihe von musikalischen Todessymbolen und Klageformeln wie den chromatischen Quartabstieg oder den verminderten Septakkord, die jedoch nicht unmittelbar auf das Lied zurückgehen, sondern sich durch eine lange Tradition symbolgeladener Musik auszeichnen. Im Lied äußern diese sich zum einen in den Tonwiederholungen des Vorspiels und in der Todstrophe, zum anderen in der aufsteigenden, dann sinkenden Melodik als Ausdruck von Entsetzen und Resignation in der Mädchenstrophe. In einer kurzen Analyse soll daher der erste Satz mit dem Lied verglichen werden. Die Exposition beginnt bereits mit einer insistierend rhythmischen Tonwiederholung, gleich einem »Schicksalsmotiv«35 . Die abwärts ziehende Triole dieses Hauptthemas wird sogleich zum unruhevollen Antrieb des gesamten Satzes (vgl. Abbildung 13.5).36
Ab Takt 15 setzt eine unruhige chromatische Melodie im Staccato ein, in der die Triolen entweder in die thematische Geschlossenheit eingebunden oder als sinkende |