- 408 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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Die Todstrophe hingegen gestaltet Schubert in Anlehnung an einen Topos der opera seria als Orakel- oder Ombraszene. Sie ist streng periodisch gegliedert und verläuft in gleichmäßigen Rhythmen, die an den alten Pavanen- und Totentanz-Rhythmus erinnern. Das Verweilen der Singstimme auf einem Ton ist ein weiteres Todessymbol jener Ombra-Szenen der Oper (vgl. Abbildung 13.4).20
20 Schubert 1970, S. 67. Ausführliche Analysen des Klavierliedes finden sich beispielsweise bei Wolff 1982, S. 150–159; Raab 1997, S. 158–168; vgl. auch Marie-Agnes Dittrich: »›Für Menschenohren sind es Harmonien.‹ Die Lieder.« In: Walther Dürr/Andreas Krause (Hrsg.): Schubert. Handbuch. Kassel/Stuttgart/Weimar 1997, S. 202–203; Sebastian Urmoneit: »Untersuchungen zu Schuberts Klavierlied Der Tod und das Mädchen.« In: Heinz-Klaus Metzger/Rainer Riehn (Hrsg.): Musik-Konzepte 97/98: Franz Schubert. Todesmusik. München 1997, S. 44–65.



Abbildung 13.4: F. Schubert: Der Tod und das Mädchen op. 7,3, Todstrophe


Zwischen dem Lied und dem Streichquartett Der Tod und das Mädchen bestehen zahlreiche Analogien. Alle Sätze des Quartetts, außer dem zweiten Variationensatz, stehen ebenso in d-Moll. Dieser Tonart, so zitiert Dittrich aus Schillings Encyclopädie, entsprechen »tiefe Trauer und Bangigkeit, die aber noch nicht verzagt, sondern emsig hascht nach Trost.«21

21 Schilling u.a. 1835–1838, zit. n. Dittrich 1997, S. 202.
Dieser tröstliche Aspekt wird dadurch verstärkt, daß die Dur-Dominante nur sparsam verwendet wird. In Moll hellt diese die Stimmung kurzweilig auf, sie vermittelt ein »kurzes Glück«, doch gleichzeitig

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