- 362 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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Dem Motiv mutet der Ausdruck einer großen, von außen auf den Hörer einwirkenden und einpeitschenden Macht an. Die folgenden Bewegungsimpulse machen dies deutlich, denn sie zwingen den Hörer in die Bewegung, die der Tonsatz vorführt. Sie bewegen den Hörer nicht alleine, sondern »alles um ihn herum«. Dies zeigt sich sogleich in der Partitur, in der nämlich auch alle anderen Instrumente bei der Gestaltung des ersten Themas (Takt 9–12) in d-Moll in einem Fugato nacheinander in Bewegung kommen. Zunächst setzen die zweiten Violinen im Pianissimo ein (Takt 9), wobei die Oboen jeweils die Eins akzentuieren, gefolgt von den Klarinetten und den Bratschen in Takt 13 (vgl. Abbildung 11.18).114
114 Beethoven 1987, S. 83.



Abbildung 11.18: L. v. Beethoven: Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125, II. Satz, 1. Thema


Die Fuge, so bezeichnet es Seidel, ist der Ausdruck einer »primitiven Sozialisierung.« Die Gewalt geht vom Rhythmus aus: »Wer die Trommel schlägt, bleibt im Dunkeln.«115

115 Seidel 1994, S. 263.
Nach und nach erfaßt diese Bewegung des Hauptthemas das gesamte Orchester (Takt 21–77). Beethoven entgrenzt die musikalische Bewegung. Er komponiert einen fast pausenlosen Satz. Pausen gibt es grundsätzlich nur zwischen den Teilen der Großform des Scherzos. Das Kopfmotiv bildet bei der Ausspinnung des Hauptthemas einen endlosen Rapport. Damit dominiert der primitivste Faktor des klassischen Satzes – das einförmige Metrum. Einförmig ist indessen nicht nur die

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