- 271 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (270)Nächste Seite (272) Letzte Seite (600)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Hinsicht entspricht das Thema einem für Mahler typischen Prinzip: während das erste Thema – grundsätzlich ein Dur-Thema, funktionsharmonisch und von der Form her geschlossen ist – so erweist sich die Faktur des Moll-Themas, des thematischen Kontrastgedankens, mehr als ein offenes Klangfeld, das von mehreren Stimmen gleichzeitig konstituiert wird, die nicht funktionsharmonisch zielgerichtet sind, sondern als metrisch und klanglich labiles Stimmenkreisen verlaufen.170
170 Theodor Schmitt: Der langsame Symphoniesatz Gustav Mahlers. Historisch-vergleichende Studien zu Mahlers Kompositionstechnik. München 1983, S. 190.
So sind auch die Modulationen in den folgenden Takten ziellos und kreisend gegenüber den seichten Kadenzen des ersten Themas, das mit seinem zarten Gestus eine friedlich romantische Versunkenheit reflektiert, das zweite Thema dagegen wirkt wie ein Einbruch in die dunkle Seite des Lebens. Es beginnt zunächst in der Tonika (F6), moduliert in die Molltonika mit zusätzlicher Sext und erreicht in Takt 41 die Moll-dominante c-Moll. Mit Hilfe des harmonisch variierten Motiv II (Takt 42 und 43, erste Violine) moduliert Mahler nach Ges-Dur (Takt 47) und damit auch in das dritte Thema (Takt 50 bis 54; vgl. Abbildung 11.7).171
171 Mahler 1964, S. 177.



Abbildung 11.7: G. Mahler: Sinfonie Nr. 5, IV. Satz Adagietto, 3. Thema


Das Thema spielt im Finale nochmals eine wichtige Rolle. Dort verändert es jedoch seinen ruhigen Charakter und wird von Mahler ins Banale parodiert. In den Takten 54 bis 71 des Adagiettos wird es nun kontinuierlich, aber zögernd gesteigert und dabei moduliert. Den ersten Höhepunkt erreicht es in Takt 57, der jedoch sofort dynamisch (Pianissimo) und harmonisch (Dominante Des-Dur) wieder zurückgenommen wird. In Takt 60 wird das Thema kurz nach E-Dur moduliert, in Takt 63 nach D-Dur. Weitere Modulationen folgen – stets drängend und wieder


Erste Seite (i) Vorherige Seite (270)Nächste Seite (272) Letzte Seite (600)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 271 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik