von Bewegung und Ruhe, von Zielstrebigkeit und Statik,
von Spannung und Entspannung. Kompositionstechnisch gesehen handelt es sich hier um
einen barocken Fortspinnungstyp: die Elemente des ersten Themas werden über längere
Strecken fortgesponnen. Mahler wiederholt die rhythmische Form seines ersten
Themas auf mehreren Tonstufen. Es entsteht ein einheitlicher Rhythmus und eine
einheitlich motivisch-melodische Bewegung, damit auch der geschlossene Affekt des
»Zerfließenden.«
In Takt 10 wird das erste Thema in den Violoncelli augmentiert und variiert (Takt 13 bis 19), die rhythmische Form bleibt jedoch im Verhältnis erhalten. Die Violoncelli schließen diese Variation mit einem neuen kleinen Motiv (II) in a-Moll, der Dominantmollparallele der Tonika (vgl. Abbildung 11.5).167
Der Abschluß des ersten Themas wird wiederum durch die Violinen eingeführt (Takt 23, Motiv III).168 In den Takten 26 bis 27 wird das Thema in einer Steigerung geführt, die ihren Höhepunkt auf der Tonika F-Dur in Takt 30 erreicht. Die Dauerhaftigkeit dieses Fortissimo wird jedoch sofort wieder zurückgenommen durch die verminderte None auf dem Dominantseptakkord (Takt 32), bis das Thema in Takt 39 endet. Auffällig sind hierbei besonders Mahlers dissonante Vorhalte in den Takten 34 bis 36, die dem Melodiefluß etwas zögernd Auflösendes verleihen.
In Takt 38 führt Mahler das zweite Thema169 (vgl. Abbildung 11.6) ein. Nicht nur dynamisch (Fortissimo), sondern auch harmonisch stört es förmlich die zwar unvollständigen, aber dennoch fließenden Kadenzen des ersten Themas, die im gleichen Takt kurz vorher im Pianissimo aufgelöst wurden. Hier wird nach Ansicht von Cardus jener »Mahler-Schmerz« sichtbar, der die Zwiespältigkeit des Komponisten repräsentiert. Die »Schönheit« des ersten Themas wird sogleich durch dieses Thema getrübt, ganz offensichtlich in erster Linie durch die Harmonik. In dieser |