- 269 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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charakterisiert es die »Verlorenheit des Komponisten in seiner Außenwelt«, unabhängig davon, ob es rhythmisch, harmonisch oder instrumental variiert wird.164
164 Cardus 1965, S. 26.
Wie er zu diesem Schluß kommt, bleibt allerdings in seinen Ausführungen unklar. Es charakterisiert jedoch trotz aller Spekulationen eine Art und Weise des Melodieverlaufes in Mahlers Werken – so auch im Adagietto der fünften Sinfonie. Eine Melodie, die stets weiterdrängt und nie einen absoluten Endpunkt beispielsweise in Form einer vollständigen Kadenzauflösung zu erreichen scheint. Insofern läßt sich auch der Eindruck von Cardus erklären, das Adagietto gleiche eher einem Lied als einem Satz innerhalb einer Sinfonie, da der gesamte Melodieverlauf abgesehen von dem kontrastierendem Material der Themen mehr aneinandergereihte Variationen als voranschreitende Themenentwicklung enthält, die kein Ziel zu haben scheinen und sich am Ende ins Nichts zu verflüchtigen scheinen. Die Modulationen gehen einher mit rhythmischen Schattierungen. Das erste Thema besteht aus Achtelbewegungen, es verweilt auf einer Viertel oder Halben und fließt anschließend weiter. Die insgesamt verlangsamte Temponahme erweckt den Eindruck, als ob die musikalische Bewegung auf den einzelnen Akkorden zum Stillstand kommt, der jeweils nächste Klang unter geradezu körperlicher Anspannung Gestalt annimmt, um sich seinerseits wiederum den Kräften der Beharrung zu überlassen. So ergibt sich der Anschein eines zähflüssigen Gleitens.165
165 Hansen 1996, S. 120.
Die Veränderung der Tonarten verbindet sich mit dem andauernden Piano oder Pianissimo auf der ersten Zählzeit. Insofern erreicht Mahler nicht nur rhythmisch, sondern auch dynamisch eine permanente Verzögerung des melodischen Anstiegs166
166 Stenger 1998, S. 145.
– ein alternierender Wechsel

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