charakterisiert es die »Verlorenheit des Komponisten in seiner Außenwelt«,
unabhängig davon, ob es rhythmisch, harmonisch oder instrumental variiert
wird.164
Wie er zu diesem Schluß kommt, bleibt allerdings in seinen Ausführungen unklar. Es
charakterisiert jedoch trotz aller Spekulationen eine Art und Weise des Melodieverlaufes
in Mahlers Werken – so auch im Adagietto der fünften Sinfonie. Eine Melodie, die stets
weiterdrängt und nie einen absoluten Endpunkt beispielsweise in Form einer
vollständigen Kadenzauflösung zu erreichen scheint. Insofern läßt sich auch der Eindruck
von Cardus erklären, das Adagietto gleiche eher einem Lied als einem Satz innerhalb
einer Sinfonie, da der gesamte Melodieverlauf abgesehen von dem kontrastierendem
Material der Themen mehr aneinandergereihte Variationen als voranschreitende
Themenentwicklung enthält, die kein Ziel zu haben scheinen und sich am Ende ins
Nichts zu verflüchtigen scheinen. Die Modulationen gehen einher mit rhythmischen
Schattierungen. Das erste Thema besteht aus Achtelbewegungen, es verweilt auf einer
Viertel oder Halben und fließt anschließend weiter. Die insgesamt verlangsamte
Temponahme erweckt den Eindruck, als ob die musikalische Bewegung auf den einzelnen
Akkorden zum Stillstand kommt, der jeweils nächste Klang unter geradezu
körperlicher Anspannung Gestalt annimmt, um sich seinerseits wiederum den Kräften
der Beharrung zu überlassen. So ergibt sich der Anschein eines zähflüssigen
Gleitens.165
Die Veränderung der Tonarten verbindet sich mit dem andauernden Piano
oder Pianissimo auf der ersten Zählzeit. Insofern erreicht Mahler nicht nur
rhythmisch, sondern auch dynamisch eine permanente Verzögerung des melodischen
Anstiegs166
166 Stenger 1998, S. 145.
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– ein alternierender Wechsel
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