Elfenwesen«,
das inmitten der Sinfonie »zwischen riesenhaften Elementargeistern [. . . ]
steht.«150
Insofern ist es im wahrsten Sinne des Wortes
»entrückt«151.
Das Adagietto wird zu einer Ausnahmesituation innerhalb des Gesamtwerkes. Es
unterbricht die harmonischen Analogien der übrigen Sätze und mag infolge seiner Kürze
auch kein Gegengewicht herzustellen, das die Analogien in ein neues Licht rücken würde.
Vielmehr führt es eine Art Schwebezustand herbei und kompensiert seine Kürze durch
die stilistische Andersartigkeit. So könnte das Adagietto mit seiner zart-gefühlvollen und
friedlichen Melodik als eine Art Rückzug von den Spannungen und Konflikten der ersten
Sätze, übergeordnet des Lebens in die ruhige Bedächtigkeit des eigenen Ichs gesehen
werden.152
Stilistisch also ungemein romantisch bildet der Satz nicht nur einen Kontrast zu den
übrigen Sätzen, sondern überhaupt zu der lauten und nervösen Musik des 20.
Jahrhunderts, in welcher Zeit die Sinfonie entstand. Istel bezeichnet ihn daher auch als
»Romanze«.153
Stenger warnt jedoch davor, das Adagietto ausschließlich der Sphäre des Sentimentalen
zuzuordnen. Er argumentiert vielmehr mit dem Vokabular des Analytikers und sieht in
dem Adagietto eine »Durchleuchtung des Harmonischen«: Es entsteht das Gefühl eines
handlungsfreien, lediglich auf die Innerlichkeit abzielenden Ablaufes. Bilder ziehen nicht
wie in den ersten Sätzen an uns vorbei, sondern bewegen sich in uns. Das Thema des
Adagiettos wird weder variiert noch verarbeitet. Als solches wird es zum kurz
anhaltenden statischen Augenblick, um den der langsame Fluß der Harmonie zu kreisen
beginnt.154
Von Harfenklängen und tiefen Streicherakkorden eingeleitet »singen« die ersten Violinen das erste Thema – eine langsam ausgedehnte Melodie (ab Takt 2), die motivisch entscheidende Substanz des gesamten Satzes (vgl. Abbildung 11.1).155
Die Tongebung bildet eine Symbiose von kammermusikalischer Zurückgezogenheit und symphonischem Espressivo und läßt so die Ambivalenzstruktur selbst innerhalb des Adagiettos entstehen.156 Wenn Cardus157 argumentiert, der Satz sei |