verdichtet, krachende Akkorde, große Sprünge in der Melodik des Mittelteils sowie die
Oktavverdoppelungen beider Hände machten das Werk zu einem populären Stück, das
auch heute noch bei Gala-Abenden, Debütanten-Bällen oder im Tanzschulalltag gerne
gespielt wird. Forte und Fortissimo sowie energische Rhythmen geben ihm eine stolze,
militärisch-nationale und ebenso theatralische Färbung. Chopins Verleger gab das
Opus – wahrscheinlich gegen Chopins Willen – sogar unter dem Titel »Les
Favorites« heraus, um diesen Gestus zu unterstreichen. Mit großer Vorliebe
spielte Liszt dieses Stück in den vierziger Jahren. Zur Vortragsweise dieser
militärischen Polonaise beschreibt Schonberg eine Anekdote. Hier heißt es,
Chopin hätte sie einmal einen jungen Musiker spielen hören. Dabei riß eine
Saite des Klaviers, und der Pianist entschuldigte sich verlegen. »Mein Lieber«,
meinte Chopin, »wenn ich Ihre Kraft hätte und die Polonaise so spielte, wie sie
gespielt werden soll, blieben am Ende überhaupt keine ganzen Saiten mehr
übrig.«86 Der Aufbau ist symmetrisch übersichtlich. Das Werk ist in großer dreiteiliger Liedform geschrieben (ABA). Wie es bei stilisierten Tänzen üblich war, entspricht auch diese Polonaise der da capo-Anlage, wenn auch die Entwürfe für die internen Wiederholungen in Chopins Polonaisen unterschiedlich ausfallen. Obwohl sein Verhältnis zur polnischen Volksmusik nicht leicht zu beschreiben ist – denn volkstümliche Elemente verschmelzen bei ihm untrennbar mit seinem individuellen Stil – ist die A-Dur-Polonaise nach Ansicht Hlawiczkas eine der frappierendsten Bestätigungen »typisch polnisch« folkloristischer Wendungen in Chopins Kompositionen.87
Das Thema enthält ebenso die für die polnische Folklore typische Wendung Superdominante-Dominante,89 sprich die Neigung, die VI. Stufe als den Spitzenton |