dort lediglich revidiert hat,
da er sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der besten Gesundheit erfreute und es schwer
vorstellbar ist, daß er in diesem Zustand ein Werk wie die A-Dur-Polonaise - stolz und
vor Kraft nur so strotzend – komponiert hat. Auch Samson zieht aus einem Brief an
Pleyel den Schluß, daß er sie bereits vor seiner Abreise nach Mallorca komponiert
hatte.80
Obwohl ihre Entstehung in eine Zeit fällt, die oft noch als eine Art Vorbereitungszeit für
die berühmte As-Dur-Polonaise op. 53 charakterisiert wird, darf man sie doch zu den
wohl bekanntesten Polonaisen des Komponisten zählen. Ursprünglich Chopins Freund
Tytus zugedacht, widmete der Komponist sie schließlich Julius Fontana. Um die
Entstehung des Werkes rankt sich so manche Anekdote. So soll Chopin hier auf
König Johann Sobieskis Türkensieg vor Wien im Jahre 1683 Bezug genommen
haben,81
was – wie bereits erwähnt – für die Bedeutung der nationalen Färbung dieser Polonaise
jedoch letztlich unerheblich ist, da Chopin hier keine Programmusik geschrieben hat.
Wie der polnische Maler Kwiatkowski erzählte, soll Chopin, als er diese Polonaise eines
Abends spielte, dermaßen von ihre nationalen Idee hingeschmolzen sein, daß er eine
Vision hatte: ein langer Festzug polnischer adeliger Damen und Herren betrat sein
Zimmer. Diese Phantome erschienen dem Komponisten so real, daß er vor lauter Schreck
fluchtartig sein Zimmer verließ und sich während der ganzen Nacht nicht mehr traute, es zu
betreten.82
Diese Geschichte wird auch häufig in Zusammenhang mit der berühmten
As-Dur-Polonaise op. 53 erzählt. Sie zeigt jedoch, welch großen Stellenwert die nationale
Bedeutung der Polonaise auch für die Nachwelt hatte. So ist die Polonaise A-Dur die
erste der beiden Polonaisen op. 40. Die zweite steht in c-Moll. Ein größerer
Kontrast zwischen diesen beiden Werken sei kaum zu denken, so merkt Niecks
an.83
Seine Gegenüberstellung beider Werke hat jedoch einen allzu pathetisch strapazierten
Beigeschmack:
»In der ersten (A-Dur) ist der Componist von einem einzigen erhebenden
Gedanken erfüllt – er erblickt die tapfer heransprengende Ritterschaft Polens,
Entschlossenheit in jedem Blick, in jeder Bewegung; er hört um sich her
das Stampfen der Rosse, das Klirren der Waffen, die kühnen, dem Feinde
in verächtlichem Tone hinüber geschleuderten Herausforderungen. In der
zweiten (C-moll) dagegen wird der Geist des Componisten von einem trostlosen
und verzweifelnden zum anderen getrieben – er scheint das Unglück seiner
Nation, ihre dumpfe Trauer, ihre zornmüthige Erregung von verschiedenen
Gesichtspunkten aus schildern zu wollen.«84
Auch Rubinstein charakterisierte beide Werke als ein Synonym für Polens Größe und seinen Untergang. Die Gegensätzlichkeit beider Werke entspricht Hunekers Einschätzung, nach der man in Chopins Polonaisen zwei gänzlich verschiedene Gruppen vorfindet. In der ersten herrscht die »objektiv kriegerische« Seite vor – wie hier in der A-Dur-Polonaise. In der anderen ist Chopin der »trübe, trauernde und trostlose« Tondichter.85 Einfache Melodik, der gleichmäßige, punktierte vitale – typisch polnische Polonaisenrhythmus, ein fast schon starres Grundzeitmaß, das sich zuweilen zu Triolen |