- 209 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Marianne Steffen-Wittek: die Integration sensomotorischer und kognitiver Aspekte

In allen geschilderten Ansätzen finden sich Gedanken und Vorgehensweisen, die sich in Einklang mit den Erkenntnissen des vorliegenden Zusammenhangs befinden. Dennoch fehlt an vielen Stellen eine umfassende Kenntnisnahme (und methodische Umsetzung) entwicklungspsychologischer Sachverhalte sowohl hinsichtlich motorischer als auch kognitiver Aspekte. Genau so wird die Bedeutung emotionaler Beteiligung häufig zwar angemahnt, findet sich jedoch bei genauerem Blick auf das vorgeschlagene Praxis-Material kaum wieder.

Eine Autorin, die sensomotorische, kognitive und emotionale Aspekte und auch deren Entwicklung im Kindesalter sorgfältig beachtet, ist Marianne Steffen-Wittek (2004). Sie nennt drei Ebenen des Lernens im Umfeld von Rhythmus:

  • Rhythmen wahrnehmen
  • Rhythmen produzieren und reproduzieren
  • Rhythmen verstehen (ebd., S. 161).

Steffen-Wittek legt dar, dass sowohl die praktische Umsetzung als auch das Verstehen von Rhythmen am besten gelingen, »wenn Sensomotorik und Kognition in Wechselwirkung treten. Völlig getrennt ist das Eine ohne das Andere ohnehin nicht zu haben.« (ebd.). Steffen-Wittek schildert Spielmodelle für verschiedene Altersstufen, die Anregungen für vielfältige Sinnesmodalitäten bereithalten. Während es im Vorschulalter um die Differenzierung zwischen ametrischen Aktionen und Grundschlag-gebundenen Formen geht, steht mit fortschreitendem Alter die Arbeit an konkreten Rhythmen im Mittelpunkt. Je jünger Kinder sind, umso wichtiger ist es, in Kontexten zu arbeiten, die eine emotionale Anbindung ermöglichen. Nach Steffen-Wittek sollten rhythmische Übungen im Unterricht »durch Vorstellungsbilder Sinn-tragend eingebettet sein, so dass das Kind eine ›Ich-Beteiligung‹ erleben kann und keine isolierten Fertigkeiten üben muss.« (Steffen-Wittek 2004, S. 164f.).

Die Rolle des Rhythmus im therapeutischen Kontext

Im therapeutischen Umfeld werden rhythmisch-musikalische Aktivitäten weniger um ihrer selbst Willen eingesetzt, sie zielen vielmehr auf Transfer-Effekte hin zum angestrebten Therapieziel. An einem Beispiel aus der Sprachheilarbeit soll überprüft werden, in wie weit die dargelegten Methoden im Einklang mit den im vorliegenden Zusammenhang herausgearbeiteten Gesichtspunkten rhythmisch-metrischer Anbahnung stehen.

So gestalten die Therapeuten ihre Äußerungen im Umgang mit dysgrammatischen Kindern »deutlich, auffällig und leicht verständlich« (Zimmer 1999, S. 43). Dieses ›musikalisierte‹ Sprechen ist Bestandteil des natürlichen Spracherwerbsprozesses: Erwachsene neigen (unwillkürlich und überkulturell) dazu und Kinder besitzen eine große Empfänglichkeit dafür (vgl. Abschnitt 5.1.1). Um bestehende Defizite in der Sprachentwicklung zu beheben, ist ein Anknüpfen an das biologisch verankerte Prinzip von einerseits überdeutlicher Sprachgestaltung und andererseits besonderer Aufmerksamkeit äußerst sinnvoll. Wiederum sind musikalisch geschulte Personen bei einem gezielten Einsatz der prosodischen Merkmale im Vorteil: sie sind


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