➢ | Metrum in der Musik bezieht sich auf die Schwerpunktbildung. | |
➢ | Der Begriff Metrum überschneidet sich mit dem Begriff Takt. | |
➢ | Das Metrum erklingt nicht unbedingt real, sondern kann (und muss) auch aus
innerlich vorgestellten Bezugspunkten bestehen. | |
Wenn Großmann formuliert »Diesem Raster [dem Metrum] fehlen jegliche
Gestaltqualitäten.« (ebd.) ist dieser Aussage allerdings zu widersprechen. In Bezug auf
Rhythmus als Gestalt war dargestellt worden, dass für die Gestaltwahrnehmung auch die
Beziehung von Figur und Hintergrund ausschlaggebend sein kann (vgl. Abschnitt 6.2).
Als Hintergrund wirken im Fall eines Metrums die gleichabständigen Zählzeiten, Figuren
entstehen durch die Betonungs- und Längenstruktur. Im Abschnitt 6.1.3 war auf das
Phänomen der subjektiven Rhythmisierung hingewiesen worden: jeder Mensch hat das
Bedürfnis, in einer Folge physikalisch identischer Ereignisse individuelle Akzente
wahrzunehmen, auch hier kann von Gestaltbildung ausgegangen werden (in
Zusammenhang mit der Definition der Begriffe und Phänomene soll hier darauf
hingewiesen werden, dass die Bezeichnung ›subjektive Rhythmisierung‹ durch
Schwerpunktsetzung charakterisiert wird – und somit ein Metrum im Sinne einer
Akzentstruktur generiert. Terminologisch klarer wäre also der Begriff ›subjektive
Metrisierung‹). Zu denken gibt wiederum die Erkenntnis, dass Versuchspersonen erst in
der Lage waren, verschiedene Metren zu unterscheiden, als diese melodisch gestützt
wurden (vgl. Abschnitt 7.3). Diese Tatsache spricht wiederum dafür, dass Metrum eng
(wenn nicht untrennbar) mit dem Rhythmus und anderen musikalischen Parametern
verwoben ist.
Takt
Auch der Begriff Takt meint eine Struktur, die durch Schwerpunkte gekennzeichnet ist.
Auf die Überschneidung von Takt und Metrum war oben bereits hingewiesen
worden. Hempel (1997, S. 90f.) führt allerdings als Unterscheidungsmerkmal
zum Metrum an, der Takt sei ein abstraktes Muster, während Metren sich
konkreter sprachlicher oder musikalischer Gestalten bedienten wie im Hexameter
oder Sonett. Diese Argumentation erscheint fragwürdig, all zu selten verharrt
ein Musikstück tatsächlich über einen längeren Zeitraum – oder etwa seine
ganze Länge – in einem kontinuierlichen Muster. Auch das Kriterium, Takt
basiere auf einem einheitlichen Zählwert (Viertel, Achtel usw., je nach Taktart),
während ein Metrum aus Noten verschiedener Länge zusammengesetzt sein könne,
überbewertet die Bedeutung, die den alten Versfüßen wie Jambus, Trochäus
usw. (vgl. Renner 1980, S. 74) für die Klassifizierung von Musik zukommt. Denn das
Charakteristikum der antiken griechischen Sprache ist deren quantitierende
Gestaltung (vgl. Abschnitt 3.2.1), während Musik – gerade die durch den
Akzentstufentakt geprägte – unter akzentuierenden Prinzipien geregelt und empfunden
wird.
Im Umfeld von Akzentuierung und Dauer muss auf die Erkenntnis der experimentellen
Psychologie verwiesen werden, dass der Mensch dazu neigt, Längen auch zu betonen
bzw. Betonungen auch länger zu gestalten, dass also Wechselwirkungen eintreten.
Dennoch handelt es sich bei Betonung und Längung um zwei unterschiedliche
Gestaltungsmöglichkeiten, die in der Musikausübung möglichst unabhängig voneinander
zur Verfügung stehen sollten. Besonders hervorzuheben im