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- 4 - Herbert Rosendorfer, Die Karriere des Waldweibel-Hostelli


bis nicht auch Sagasser zu üben aufgehört hatte.

Sagasser war bald dem Nervenzusammenbruch nahe. Das Konzert rückte immer näher, Üben war notwendiger denn je. Er wagte schon nicht mehr, abends oder an Wochenenden zu spielen. Waldweibel aber nahm sich heimtückisch untertags frei, hie und da auch einen ganzen Tag Urlaub. Einen flehentlichen Brief Sagassers ließ Waldweibel unbeachtet. Die Bitte des gequälten Pianisten, auf seine Gesundheit und vor allem auf die junge, zarte Pflanze seines beruflichen Erfolges Rücksicht zu nehmen, beantwortete Waldweibel mit dem Ankauf von vier Kuhglocken und einer handlichen elektrischen Bandsäge. Der Gipfel in Florenzos teuflischem Instrumentarium aber war eine große Zinkwanne mit flachem Boden, in die er millimeterhoch Wasser einlaufen ließ, wonach er mit einem speziellen Gummisaugstößel durch wechselweises Ansaugen und Abreißen Geräusche von derartiger Lautstärke und vor allem Unanständigkeit hervorrief, daß sie mit nichts anderem als das Haus in seinen Fundamenten erschütternden Dinosaurierfürzen verglichen werden konnten.


Florenzo Waldweibel hatte aber nicht nur sein Lärmarsenal vervollkommnet, er hatte auch an Fertigkeit zugenommen, es zu handhaben. Wurde drüben der erste Ton am Klavier angeschlagen, begann er mit einem leichten Motorsägen. Dann schüttelte er die Kuhglocken, sprang zu den Waschbrettern über - drei Knaller mit dem Waschzuberdeckel - das Kreischen der Eisenkugel... er mischte die Geräusche, wechselte mit Behendigkeit die Zusammensetzungen, immer schneller, immer lauter folgten und überstürzten sich Knall und Kreischen und Rasseln und Klirren, wie ein Wichtel sprang Waldweibel endlich zwischen seinen Gerätschaften umher und betätigte stöhnend und schwitzend bald hier, bald dort buchstäblich mit Händen und Füßen seine Instrumente, bis alle gleichzeitig bewegt erschienen. Kam dann als Stretta das markerschütternde Donnern der Saurierfürze hinzu, war es, als wären hundert besonders bösartige Teufel dabei, das heilige Osterläuten der Kirchen von Rom zu parodieren.

Längst hatte dann, wenn Florenzo Waldweibelerschöpft in einen Sessel sank, der Pianist Sagasser sein tränenüberströmtes Gesicht unter Kissen verborgen, betend oder fluchend. Er litt - viele Tage



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