- 2 - Bernhard O. Prattler: Eine letzte Rose für den Rapper

Seither musste Gloria Wopurga und Raffaela, die Zwillinge, alleine erziehen. Vor allem mühte sie sich, ihnen die Kunst Raff Whoppas nahe zu bringen, was allerdings schwierig war.

Zum dreizehnten Geburtstag der Zwillinge hatte Gloria eine Bombenidee. Zu dritt würden sie zur Feier des Tages ein Whoppa-Konzert besuchen. Alle im Amoona-Outfit. Die Mädchen zogen lange Gesichter, aber Kinder in dem Alter muss man einfach mitreißen. Schließlich war der Künstler immer noch eine Klasse für sich, obwohl sein Waschbrettbauch sich längst in einen Kürbisbauch verwandelt hatte und er sich nicht mehr mit nacktem Oberkörper auf die Bühne traute.

Als Gloria sich im Bad für den Abend zurecht machte, merkte sie, wie viel auch sie in den letzten Jahren zugenommen hätte. An beiden Seiten drohte ihr Busen aus dem Top zu quellen. Außerdem nagte an ihr der Satz ihrer Töchter, Zöpfchen und Lolli seien für eine Frau Mitte dreißig reichlich albern. Ach was. Das törichte Geplapper gehemmter Gören war das. Positiv fand sie immerhin, dass die Mädchen fürs Konzert freiwillig ein Plakat entworfen hatten.

Anschauen und loben! ,,Lieber Raffi Whoppi" stand da in Schönschrift, ,,du bist ein cooler Opi." Darauf waren die Zwillinge stolz, ihre Mutter aber war entsetzt.

Das Konzert wurde zum Fiasko. Gloria warf keine Rose auf die Bühne. Nur ein, zwei Mal begann sie zu kreischen, ließ das aber sofort wieder sein, wenn ihre Töchter sie erschrocken anschauten. Oh, diese Blagen. Den ganzen Abend verdarben sie ihrer armen Mama.

,,Die Jugend von heute" behauptet Gloria seither, ,,kann sich einfach nicht mehr für das Schöne begeistern."

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