4 - W. Heise: Über die Bedeutung von rana communis für die Musikpädagogik
In Konsequenz dieser schon zweifach vermuteten wenn nicht schon gar behaupteten Bedeutungsübertragung ist denn auch in den sogleich noch zu interpretierenden Texten zunächst ästhetisch überhöht vom Singen die Rede. Das Quaken erscheint dagegen nur in freundlich polemisierender Absicht, etwa in dem Sinne, in dem es auch bestimmte lautliche Äußerungen von kleinen Kindern bezeichnet. (Vgl. dagegen die fast brutale Zuordnung bei Goethe: "... wie Nachtigallen wollten sie singen ... und quakten wie vor alter Zeit..." Goethe unterstreicht hier das durch Natur und Zeit bedingte Geworfensein der Kreatur, ohne die wahrhaft humanen Möglichkeiten positiver rezeptionsdidaktischer Ansätze überhaupt wahrzunehmen. Unter den neuerdings verbreiteten alternativ-oekologischen Gesichtspunkten wären die Dinge allerdings neu zu überdenken. Zu fragen wäre, ob für die festzustellenden Blickverengungen die Einführung einer Sichtweise vom Typus "schizophrenia verde" angezeigt sein könnte.)
Wie denn überhaupt und an dieser Stelle wäre der vermeldete Exkurs einzufügen Frösche schon sehr früh zu Sängern hochstilisiert worden sind: so heißt es schon bei Albertus Magnus (Albert Groß, Philosoph und Naturforscher 1193-1280): pluvias cantando praedicit mit anderen Worten: singend sagt er (besser:singt er) den Regen voraus. Der Frosch als "singender Prophet"! das hätte selbst noch einen Meyerbeer überfordert, womit noch nichts über die seherischen Gaben von Fröschen, bzw. deren Wetterfühligkeit, gesagt sein soll. Trotz der zweifellos belcantistischen Überstilisierung froschlicher Frequenzgeneration und -modulation muß in einer weiteren exkursorischen Nebenbemerkung daran erinnert werden, daß im Zuge sinnträchtiger Umdeutungen von Menschen gelegentlich gesagt wird, daß sie froschmäßig singen, obwohl man sich des Begriffs "quaken" zumindest oberhalb einer nicht näher definierten Kommunikationsebene zumeist enthält. (Ob hier aufgrund sich ändernder gesellschaftlicher Implikationen langfristig ein Wandel zu erwarten ist, soll nicht diskutiert werden.)
|