- 74 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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heile Welt mit festen Werten und Normen beschworen, die scheinbar auch durch Nationalsozialismus und Krieg nicht ins Wanken geraten ist.

Die damals durch den Kalten Krieg in Amerika weit verbreitete Angst vor dem Kommunismus spiegelte sich auch in den Filmen Hollywoods wider. Anfang der fünfziger Jahre entstand ein Genre, dass bislang im Kino gar keine Rolle spielte: der Science-Fiction-Film.88

88Vgl. dazu Werner Faulstich: ›Invasion und Sex – Der Science-Fiction-Film der 50er Jahre: Das Ding aus einer anderen Welt (1951)‹ in Band 3 von [Rother(1997), S. 171–188].
Filme wie ›Das Ding aus einer anderen Welt‹ (1951, R.: Christian Nyby / Howard Hawks), ›Invasion vom Mars‹ (1953, R.: William Cameron Menzies), ›Gefahr aus dem Weltall‹ (1953, R.: Jack Arnold) oder ›Die Dämonischen‹ (1956, R.: Don Siegel) sind nur einige von vielen, in denen die Furcht vor aggressiven Invasionen oder der schleichenden Unterwanderung durch den Kommunismus thematisiert wird.

In Konkurrenz mit dem attraktiven und vor allem bequemen Fernsehen bemühte man sich des Weiteren, das Filmangebot auf bestimmte Zielgruppen zuzuschneiden und vor allem das jugendliche Publikum in die Kinos zu locken. Letzteres gelang vor allem mit dem Autokino89

89Die rasante Ausbreitung der so genannten ›Passion Pits‹ (Leidenschaftslöcher) hatte zwar die Schließungen vieler traditioneller Kinos zur Folge, sorgte nicht zuletzt aber auch dafür, dass der Altersdurchschnitt so sank, dass Ende der fünfziger Jahre zwei Drittel aller Kinobesucher zwischen sechzehn und vierundzwanzig Jahre alt war. Zudem lockten die Autokinos mit sehr günstigen Eintrittspreisen und dem Angebot, gleich mehrere Filme hintereinander sehen zu können.
, das zu Beginn der fünfziger Jahre große Einnahmen einbrachte. Mit der dadurch einsetzenden Verjüngung des Publikums änderten sich auch die Filme und im Kino konnte man nun das sehen, was das Fernsehen nicht zu bieten hatte: Rock’n’Roll-Musicals, Action- und Horrorfilme etc. Zum Inbegriff des jugendlichen Rebellen wurde der schon im Alter von 24 Jahren tödlich verunglückte James Dean. Mit nur drei Filmen90
90›Jenseits von Eden‹ (1954, R.: Elia Kazan), ›…denn sie wissen nicht, was sie tun‹ (1955, R.: Nicholas Ray) und ›Giganten‹ (1955, R.: George Stevens). Vgl. hierzu auch Volker Behrens: ›Rebellen, Jeans und Rock’n’Roll – Neue Formen von Jugendprotesten und Sozialkritik: ›…denn sie wissen nicht, was sie tun‹ (1955)‹ in Band 3 von [Rother(1997), S. 252–270].
avancierte er zum Kultstar.

Alles in allem lässt sich für die Zeit 1946–1959 trotz aller künstlerischen, technischen sowie ökonomischen Neuerungen feststellen, dass das amerikanische Kino einen unaufhaltsamen Niedergang erlebte. In Europa hingegen konnte die heimische Produktion enormen Zuwachs verzeichnen. Dies lag nicht zuletzt daran, dass in England und Frankreich gesetzliche Maßnahmen zur Einfuhrregelung von amerikanischen Filmen bzw. zur besonderen Besteuerung erlassen wurden. Zugleich förderte man den Wiederaufbau der Filmindustrie nach dem Krieg zum großen Teil mit staatlichen Mitteln. Mit dem Aufschwung des europäischen Films in den fünfziger Jahren wurden gleichzeitig viele europäische Filmfestivals neu gegründet (so z. B. Berlin 1951, San Sebastian 1954) bzw. bereits vorhandene auf internationaler Ebene erweitert, wie z. B. Venedig, Cannes oder Locarno. Auch die Gründung von zahlreichen Filmakademien in verschiedenen europäischen Ländern fiel in diese Zeit. Als bekannte europäische Regisseure sind u. a. die Franzosen Jacques Tati und Robert Bresson, der Schwede Ingmar Bergmann sowie die Italiener Federico Fellini und Michelangelo Antonionis zu nennen.


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