Zumal war dies nun auch nicht mehr so einfach zu
erreichen wie in der Stadt. Auf der anderen Seite wurde staatlich gegen die
Übermacht der wenigen großen Produktionsfirmen in Hollywood vorgegangen. »1948
befand das Oberste Gericht, daß die acht großen Studios sich monopolistischer
Praktiken schuldig gemacht hatten, und zwang sie, sich von ihren Kinoketten zu
trennen.«76
Das Urteil bedeutete zwar für die großen Studios den Niedergang, schuf aber zugleich neue Freiräume für unabhängig arbeitende Regisseure. Diese konnten für jedes Filmprojekt Gesellschaften gründen und wurden steuerrechtlich begünstigt, da sie nur 25 % des Gewinns zu versteuern hatten. Dies führte dazu, dass sich in den ersten zehn Jahren nach dem Krieg die Anzahl der jährlich produzierten unabhängigen Filme verdoppelte. Des Weiteren kam dem Regisseur hierdurch nun eine weitaus größere Bedeutung zu, hatte er früher eigentlich kaum Einfluss auf die Entstehung des Films von Anfang bis Ende. Der Regisseur wurde nun als eigentlicher Künstler entdeckt und genoss das gleiche Ansehen wie vorher nur die Schauspieler. Den größten Teil zur Krise Filmindustrie in den fünfziger Jahren trug aber, wie bereits erwähnt, die rasante Entwicklung des Fernsehens bei. Nachdem durch das Entflechtungsurteil und die soziokulturellen Veränderungen die Zuschauerzahlen ohnehin schon zurückgegangen waren, sorgte die Verbreitung des Fernsehens für den absolut katastrophalen Rückgang der Zuschauerzahlen: in nur zehn Jahren (von 1947 bis 1957) verlor das amerikanische Kino 75 % seiner Zuschauer. In der Bundesrepublik setzte dieser Trend erst verzögert ein, da hier erst ab 1952 regelmäßig Sendungen ausgestrahlt wurden. Auch hier führte der Siegeszug des neuen Mediums Fernsehen zu einem Schwund der Zuschauer und zum Sterben kleinerer Kinos. Ein positiver Nebeneffekt ist aber zugleich die aus dem Zuschauerrückgang resultierende Qualitätssteigerung. Da der Zuschauer im Fernsehen alles sehen konnte, was angeboten wurde, wollte er im Kino eher anspruchsvollere Filme sehen. Der Gang ins Kino war – ähnlich wie zuvor der in das Theater – mehr ein außergewöhnliches Freizeitvergnügen geworden und nicht wie zuvor Normalität. Folglich reagierte auch die Filmindustrie und produzierte mehr und mehr attraktive Filme mit einem großen Staraufgebot. Um wieder mehr Zuschauer zu gewinnen setzte man gleichzeitig auf den Ausbau technischer Innovationen, hatte das Kino doch dem Fernsehen gegenüber den großen Vorteil, in diesem Bereich bereits einen Vorsprung zu haben: im Vergleich zur Kinoleinwand war das Fernsehbild doch sehr klein und unscharf. Aus diesem Grund wurde vor allem die Weiterentwicklung des bereits in den dreißiger Jahren eingesetzten Farbfilms vorangetrieben. Schon in der Stummfilmzeit gab es die ersten Versuche, Farbe auf die Leinwand zu bringen. Da die Handcolorierung weitaus zu aufwendig war, ging man dazu über, die Filme durch Einlegen in Farbbäder zu tönen. Die Virage war bis Mitte der zwanziger Jahre eine weit verbreitete Praxis. |