- 69 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (68)Nächste Seite (70) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Warum? Um Geld zu sparen, drehten die Warner Brothers oft an Originalschauplätzen.
Die Moguln des goldenen Zeitalters in Hollywood waren vor allem um den Warenwert der von ihnen produzierten Filme besorgt, und so sollte ein Film sein wie der andere – nur nicht anders.«

Einmaligkeit war unerwünscht. Dies hat im Nachhinein betrachtet aber den Vorteil, dass durch die Masse der Filme vielleicht eher der damalige Zeitgeist nachvollzogen werden kann. So spiegeln die Massenproduktionen allgemeine Stimmungen, gemeinsame Mythen und Gewohnheiten besser wider als künstlerische, individuell konzipierte Filme. Als Paradebeispiel gilt das Epos ›Vom Winde verweht‹ (1939; R.: Victor Flemming)68

68Vgl. dazu Werner Faulstich: ›Individuelle Versagung als gesellschaftlicher Appell: Vom Winde verweht (1939)‹ in Band II von [Faulstich und Korte(1996), S. 263–281].
, das zur Quintessenz dessen wurde, was das große Hollywoodkino ausmachte.

Des Weiteren ermöglichte der Tonfilm die Entstehung eines neuen Genres: das Filmmusical.69

69Der interessierte Leser findet ausführlichere Informationen in Fred Ritzels Aufsatz ›Spontaneität als Konfektion – Musicalproduktion der 30er Jahre: Marine gegen Liebeskummer (1936)‹, erschienen in Band II von [Faulstich und Korte(1996), S. 219–230].
1929 wurde mit ›Broadway Melody‹ des Regisseurs Roy Del Ruth das erste dieser Art geschaffen, bereits 1930 wurden in Hollywood bereits 70 Musicals gedreht. Zuerst handelte es sich bei den Musicalfilmen mehr oder weniger um ›all-singing, all-dancing oder all-talking films‹. Aber erst die Filme mit dem Traumpaar Fred Astaire und Ginger Rogers bringen die widerstrebenden Einzelelemente – inhaltliche Handlung, Musik, Gesang und vor allem Tanz (als ›pas de deux‹) – in eine für das spätere Filmmusical typische Einheit.

Weitere populäre Genres in der ›Goldenen Ära‹ waren u. a. der Gangsterfilm70

70Bekannte Filme sind hier z. B. ›Der kleine Cäsar‹ (1930; R.: Mervin LeRoy), der den Erfolg des Gangsterfilms begründete, Howard Hawks’ fiktive Al-Capone-Biografie ›Narbengesicht‹ (1932) oder ›Die wilden Zwanziger‹ (1939) mit Humphrey Bogart und James Cagney in den Hauptrollen.
, der Horrorfilm71
71Hier sind die Filme ›Dracula‹ (1930; R.: Tod Browning), ›Frankenstein‹ (1931; R.: James Whale) oder ›Dr. Jekyll und Mr. Hyde‹ (1931; R.: Rouben Mamoulian) zu nennen. Gerade im Horrofilm wurde ausgiebig experimentiert, so dass schnell eine ganze Reihe neuer Special Effects entwickelt wurden.
und die Screwball-Comedy72
72Dieses Genre stellt eine Mischung aus Slapstick gepaart mit rasanten Dialog-Duellen dar. Als Paradebeispiel gilt der 1938 von Howard Hawk gedrehte Film ›Leoparden küßt man nicht‹ mit Katharine Hepburn und Cary Grant in den Hauptrollen.
. Später kamen dann noch Propagandafilme hinzu. Gerade in Deutschland erkannten die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme 1933 sehr schnell, dass Unterhaltung allein die beste Propaganda ist und dass das Medium Film einen besonders hohen Wirkungsgrad hat. So übernahm der Propagandaminister Joseph Goebbels die Betreuung des Films höchstpersönlich. In dieser Zeit entstanden hauptsächlich Filme wie z. B. ›Die große Liebe‹ (1942; R.: Rolf Hansen)73
73Vgl. dazu Jens Thiele und Fred Ritzel: ›Politische Botschaft und Unterhaltung – die Realität im NS-Film: Die große Liebe (1942)‹ in Band II von [Faulstich und Korte(1996), S. 310–323].
mit Zarah Leander in der Hauptrolle, die Spannung, Spaß oder tragische Erbauung boten und nur indirekt für die Nazi-Ideologie warben und Stimmung machten. Nur selten wurden ungeschminkte Propagandafilme gezeigt, in denen unter anderem auch gegen Juden gehetzt wurde. Beispiele

Erste Seite (i) Vorherige Seite (68)Nächste Seite (70) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 69 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium