Warum? Um Geld zu sparen, drehten die Warner Brothers oft
an Originalschauplätzen.
Die Moguln des goldenen Zeitalters in Hollywood waren vor allem um den
Warenwert der von ihnen produzierten Filme besorgt, und so sollte ein Film
sein wie der andere – nur nicht anders.«
Einmaligkeit war unerwünscht. Dies hat im Nachhinein betrachtet aber den Vorteil, dass
durch die Masse der Filme vielleicht eher der damalige Zeitgeist nachvollzogen werden
kann. So spiegeln die Massenproduktionen allgemeine Stimmungen, gemeinsame
Mythen und Gewohnheiten besser wider als künstlerische, individuell konzipierte
Filme. Als Paradebeispiel gilt das Epos ›Vom Winde verweht‹ (1939; R.: Victor
Flemming)68
Vgl. dazu Werner Faulstich: ›Individuelle Versagung als gesellschaftlicher Appell: Vom Winde
verweht (1939)‹ in Band II von [Faulstich und Korte(1996), S. 263–281].
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das zur Quintessenz dessen wurde, was das große Hollywoodkino ausmachte.
Des Weiteren ermöglichte der Tonfilm die Entstehung eines neuen Genres: das
Filmmusical.69
Der interessierte Leser findet ausführlichere Informationen in Fred Ritzels Aufsatz ›Spontaneität
als Konfektion – Musicalproduktion der 30er Jahre: Marine gegen Liebeskummer (1936)‹, erschienen
in Band II von [Faulstich und Korte(1996), S. 219–230].
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1929 wurde mit ›Broadway Melody‹ des Regisseurs Roy Del Ruth das erste dieser Art
geschaffen, bereits 1930 wurden in Hollywood bereits 70 Musicals gedreht. Zuerst
handelte es sich bei den Musicalfilmen mehr oder weniger um ›all-singing, all-dancing
oder all-talking films‹. Aber erst die Filme mit dem Traumpaar Fred Astaire und Ginger
Rogers bringen die widerstrebenden Einzelelemente – inhaltliche Handlung, Musik,
Gesang und vor allem Tanz (als ›pas de deux‹) – in eine für das spätere Filmmusical
typische Einheit.
Weitere populäre Genres in der ›Goldenen Ära‹ waren u. a. der
Gangsterfilm70
Bekannte Filme sind hier z. B. ›Der kleine Cäsar‹ (1930; R.: Mervin LeRoy), der den Erfolg des
Gangsterfilms begründete, Howard Hawks’ fiktive Al-Capone-Biografie ›Narbengesicht‹ (1932)
oder ›Die wilden Zwanziger‹ (1939) mit Humphrey Bogart und James Cagney in den
Hauptrollen.
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, der
Horrorfilm71
Hier sind die Filme ›Dracula‹ (1930; R.: Tod Browning), ›Frankenstein‹ (1931; R.: James Whale)
oder ›Dr. Jekyll und Mr. Hyde‹ (1931; R.: Rouben Mamoulian) zu nennen. Gerade im Horrofilm
wurde ausgiebig experimentiert, so dass schnell eine ganze Reihe neuer Special Effects entwickelt
wurden.
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und die
Screwball-Comedy72
Dieses Genre stellt eine Mischung aus Slapstick gepaart mit rasanten Dialog-Duellen dar. Als
Paradebeispiel gilt der 1938 von Howard Hawk gedrehte Film ›Leoparden küßt man nicht‹ mit
Katharine Hepburn und Cary Grant in den Hauptrollen.
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Später kamen dann noch Propagandafilme hinzu. Gerade in Deutschland erkannten
die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme 1933 sehr schnell, dass
Unterhaltung allein die beste Propaganda ist und dass das Medium Film einen
besonders hohen Wirkungsgrad hat. So übernahm der Propagandaminister
Joseph Goebbels die Betreuung des Films höchstpersönlich. In dieser Zeit
entstanden hauptsächlich Filme wie z. B. ›Die große Liebe‹ (1942; R.: Rolf
Hansen)73
Vgl. dazu Jens Thiele und Fred Ritzel: ›Politische Botschaft und Unterhaltung – die
Realität im NS-Film: Die große Liebe (1942)‹ in Band II von [Faulstich und Korte(1996),
S. 310–323].
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mit Zarah Leander in der Hauptrolle, die Spannung, Spaß oder tragische Erbauung
boten und nur indirekt für die Nazi-Ideologie warben und Stimmung machten. Nur
selten wurden ungeschminkte Propagandafilme gezeigt, in denen unter anderem auch
gegen Juden gehetzt wurde. Beispiele |