also anfänglich
mit dem eigentlichen Film wenig gemeinsam. Dies begann sich zu ändern, als sich das
Kino zum gutbürgerlichen Unterhaltungsmedium wandelte. Allerdings stellte dabei die
Zusammenarbeit von Regisseur und Komponisten wie z. B. in ›Die Ermordung des
Herzog von Guise‹ (1908), für den der Komponist Camille Saint-Saëns gewonnen wurde,
eine Ausnahme dar.
Obwohl die Bereicherung des Films durch inhaltlich abgestimmte Musik schon früh
erkannt wurde, blieben jedoch meistens Originalkompositionen die Ausnahme.
Manchmal wurde bereits vorhandene Musik eingesetzt wie z. B. in Griffith ›Geburt
einer Nation‹ (1915). Meistens aber war die Begleitmusik den Musikern nicht einmal
zwingend vorgeschrieben. Zur Untermalung existierten so genannte Kinotheken, in denen
hauptsächlich Werke der romantischen Epoche zusammengestellt wurden. Meist waren
die Kinotheken nach emotionalen Stichworten wie z. B. Trauer, Schwermut, Hektik,
Dramatik etc. sortiert, so dass der oder die Musiker einfach nach einem Stichwort suchen
mussten und dann meist die Musik vom Blatt spielen konnten. Verschiedene Stücke
wurden einfach aneinander gehängt und durch improvisierte Überleitungen
verbunden.
Diese Vorgehensweise war in der Zeit des Stummfilms üblich und änderte sich erst
1927 mit der Einführung des Tonfilms: »Mit dem in den Filmstreifen kopierten
Lichtton, der schon bald den Nadelton, die Verbindung von Grammophon und
Projektor, ablöste, konnten zwar die Synchronisationsprobleme behoben werden, die
Klangqualität reichte jedoch lange nicht an die früheren Live-Aufführungen
heran.«60
[Gronemeyer(1998), S. 47]. Die ersten Versuche, das Filmbild mechanisch mit dem Grammophon
zu koppeln, fanden schon 1904 statt. Große Probleme bereiteten damals die Synchronisation, die
begrenzte Möglichkeit auf eine Grammophonplatte nur fünf Minuten Ton zu pressen sowie die
Beschallung eines Kinos mit einem einzigen Grammophon. 1913 verschwanden die frühen Tonbilder
mit der Einführung des Langfilms und den immer größer werdenden Kinopalästen von der
Leinwand. Das früheste professionelle Tonsystem dürfte das in den Bell Telephone Laborities
entwickelte ›Vitaphone‹ – auch als Nadeltonsystem bekannt – gewesen sein. Eine perfekte
Synchronisation war allerdings hier auch nicht möglich. Vgl. [Reetze(1992), S. 37–39]. Ausführliche
Informationen zur Entstehung des Tonfilms findet der interessierte Leser bei [Jossé(1984)] oder
[Weber(1976)].
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Bei dem damals
gängigen Verfahren des Lichttons61
wurde das Tonsignal mit einer Licht-Kamera aufgezeichnet. Elektrische Signale der Mikrofone
wurden in Lichtsignale umgewandelt und diese in einer Abfolge von Schwärzungen unterschiedlicher
Dichte62
Hierbei handelt es sich um die heute nicht mehr übliche Sprossenschrift.
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oder
variabler Breite63
Auch Zackenschrift genannt.
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gespeichert. Als problematisch erwies sich aber schnell die gleichzeitige Speicherung von
Sprache, Geräusch und Musik auf einer Spur. Es bestand keine Möglichkeit,
diese drei akustischen Ebenen nachträglich abzumischen. Aus diesem Grund
entschieden sich die meisten Produzenten dazu, entweder Sprache oder Musik zu
verwenden.64
Eine seltene Ausnahme stellt Alfred Hitchcocks ›Blackmail‹ aus dem Jahr 1929 dar.
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Zu dieser Zeit entdeckte man auch die Möglichkeiten des Einsatzes von Musik im Film.
In Filmen wie z. B. ›Unter den Dächern von Paris‹ (1930; R.: René Clair) oder ›M‹
(1931; R.: Fritz Lang) wird die Musik zum ersten Mal nicht nur untermalend eingesetzt,
vielmehr kommt sie als eigenständiges ästhetisches Gestaltungsmittel zur Geltung. Als
erster Tonfilm |