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erreichte mit dem Film ›Cabiria‹47
47›Cabiria‹ (1914; R.: Giovanni Pastrone) wurde mit einem Kapital von eine Million Gold-Lire vom italienischen Filmkonzerns Itala produziert und war bis dahin nicht nur der teuerste, sondern mit einer Vorführdauer von dreieinviertel Stunden zugleich auch der längste Film. Ausführlichere Informationen zum italienischen Monumentalfilm findet der interessierte Leser in Band I von [Faulstich und Korte(1996), S. 150–167].
seinen Höhepunkt. Italien war zu der Zeit neben Frankreich die Nation mit dem höchsten filmwirtschaftlichen Exportanteil.

In den USA blieb man hingegen dabei, den Film als Ware zu betrachten und nicht als Kunstwerk. Hier entstanden legendäre Filme wie z. B. ›Der große Eisenbahnraub‹ (1903; R.: Edwin S. Porter) durch den das Genre Western zwar nicht erfunden, jedoch ungemein populär wurde. Der mit Abstand wichtigste Regisseur dieser Zeit ist David W. Griffith.48

48Nachdem Griffith von 1908–1913 hauptsächlich Einakter produzierte, wagte er sich 1915 – angeregt durch den internationalen Erfolg von ›Cabiria‹ – an sein erstes monumentales Film-Epos ›Die Geburt einer Nation‹. Dieser zweieinhalbstündige Film, der 110.000 Dollar kostete, war einer der ersten so genannten Blockbuster. Griffith’s nächster Mammutfilm ›Intoleranz‹ (1916) dauerte ganze dreieinhalb Stunden und verschlang ganze 1.6 Mio. Dollar.
Er fasste die wichtigsten Innovationen des europäischen Films zusammen und entwickelte sie weiter, so dass er oft auch als Erfinder der Filmmontage gilt.

1914 verlagerte sich das Zentrum der Filmherstellung von New York nach Hollywood: »Die Gegend um Los Angeles bot viel Sonnenschein, gutes Wetter und viele verschiedenartige Landschaften – kurzum: die Rohmaterialien des Filmemachens – und außerdem ein attraktives Arbeitskräfteangebot. Die Filmindustrie wählte also Hollywood aus den gleichen Gründen wie die Autoindustrie Detroid: Nähe von Rohmaterial und Arbeitskräften.«49

49[Monaco(1998), S. 243].
Zu dieser Zeit wurden bereits 50 % aller weltweit vertriebenen Filme in Hollywood hergestellt.

1914 war des Weiteren ein besonders einschneidendes Jahr, als das der Beginn des Ersten Weltkrieges einen Wendepunkt in der Filmgeschichte bedeutete. Auf der einen Seite ging die Produktion von Filmen in den kriegsführenden Ländern zwangsweise zurück, auf der anderen Seite stieg aber die Nachfrage an Filmen allerorts an. In Deutschland, dessen Kinos vor Beginn des Ersten Weltkrieges hauptsächlich von Amerika und dem europäischen Ausland bedient wurden, führte der Bedarf an Filmen sogar dazu, dass sich die Anzahl an Produktionsfirmen innerhalb weniger Jahre verzehnfachte. Aufgrund der hohen Inflation konnte der halbstaatliche Ufa-Filmkonzern (Universum Film-AG) seine Filme nach dem Krieg konkurrenzlos günstig auf den Markt bringen und stieg so, neben den Hollywood-Studios, zum größten Anbieter auf.

Trotzdem beherrschten ab 1920 die amerikanischen Produzenten den Weltmarkt eindeutig. Zu dieser Zeit wurden sogar die ersten europäischen Filmemacher und Schauspieler nach Hollywood engagiert. Einer der ersten Regisseure war der deutsche Ernst Lubitsch. Die beiden wichtigsten schwedischen Regisseure Mauritz Stiller und Victor Sjöström emigrierten sogar nach Hollywood. Auch viele der erfolgreichen amerikanischen Stummfilmstars, wie z. B. Greta Garbo und Rudolph Valentino, waren europäische Zuwanderer. Der Stummfilm war Mitte der zwanziger Jahre als wichtige Unterhaltungsform so fest etabliert, dass er nun nicht mehr in heruntergekommenen Nickelodeons oder als Ergänzung von Vaudeville-Vorstellungen präsentiert wurde. Vielmehr baute man prächtige, pompöse Film-Paläste, deren Fassungsvermögen


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