erreichte mit dem Film
›Cabiria‹47
In den USA blieb man hingegen dabei, den Film als Ware zu betrachten und nicht als Kunstwerk. Hier entstanden legendäre Filme wie z. B. ›Der große Eisenbahnraub‹ (1903; R.: Edwin S. Porter) durch den das Genre Western zwar nicht erfunden, jedoch ungemein populär wurde. Der mit Abstand wichtigste Regisseur dieser Zeit ist David W. Griffith.48
1914 verlagerte sich das Zentrum der Filmherstellung von New York nach Hollywood: »Die Gegend um Los Angeles bot viel Sonnenschein, gutes Wetter und viele verschiedenartige Landschaften – kurzum: die Rohmaterialien des Filmemachens – und außerdem ein attraktives Arbeitskräfteangebot. Die Filmindustrie wählte also Hollywood aus den gleichen Gründen wie die Autoindustrie Detroid: Nähe von Rohmaterial und Arbeitskräften.«49
1914 war des Weiteren ein besonders einschneidendes Jahr, als das der Beginn des Ersten Weltkrieges einen Wendepunkt in der Filmgeschichte bedeutete. Auf der einen Seite ging die Produktion von Filmen in den kriegsführenden Ländern zwangsweise zurück, auf der anderen Seite stieg aber die Nachfrage an Filmen allerorts an. In Deutschland, dessen Kinos vor Beginn des Ersten Weltkrieges hauptsächlich von Amerika und dem europäischen Ausland bedient wurden, führte der Bedarf an Filmen sogar dazu, dass sich die Anzahl an Produktionsfirmen innerhalb weniger Jahre verzehnfachte. Aufgrund der hohen Inflation konnte der halbstaatliche Ufa-Filmkonzern (Universum Film-AG) seine Filme nach dem Krieg konkurrenzlos günstig auf den Markt bringen und stieg so, neben den Hollywood-Studios, zum größten Anbieter auf. Trotzdem beherrschten ab 1920 die amerikanischen Produzenten den Weltmarkt eindeutig. Zu dieser Zeit wurden sogar die ersten europäischen Filmemacher und Schauspieler nach Hollywood engagiert. Einer der ersten Regisseure war der deutsche Ernst Lubitsch. Die beiden wichtigsten schwedischen Regisseure Mauritz Stiller und Victor Sjöström emigrierten sogar nach Hollywood. Auch viele der erfolgreichen amerikanischen Stummfilmstars, wie z. B. Greta Garbo und Rudolph Valentino, waren europäische Zuwanderer. Der Stummfilm war Mitte der zwanziger Jahre als wichtige Unterhaltungsform so fest etabliert, dass er nun nicht mehr in heruntergekommenen Nickelodeons oder als Ergänzung von Vaudeville-Vorstellungen präsentiert wurde. Vielmehr baute man prächtige, pompöse Film-Paläste, deren Fassungsvermögen |