- 63 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte der Kinematograpie war die Einführung des Malteserkreuzes44

44Diese Erfindung wird dem Berliner Erfinder, Regisseur und Begründer der Filmindustrie Oskar Messter zugeschrieben. Das Malteserkreuz sorgt für ein optimales Zeitverhältnis beim Bewegen und Stoppen des Filmes. So war gewährleistet, dass Aufnahme- und Abspielgeschwindigkeit gleich waren, der Film weniger flimmerte und die Bewegungsabläufe natürlicher wirkten.
in den Transportmechanismus der Projektoren.

Zur ersten Vorführung der Gebrüder Lumière am 28. Dezember 1895, die damals einen Franc Eintritt kostete, kamen nur 35 Personen. Hier wurden in einem 25minütigen Programm 10 Kurzfilme vorgeführt, die alltägliche Szenen aus dem Alltag dokumentierten. Ein außerordentlicher Erfolg zeichnete sich alsbald ab. Andrea Gronemeyer schreibt dazu:45

»Enthusiastische Zeitungskritiken kurbelten den Kartenverauf an, und bald standen die Menschen Schlange vor den überall aus dem Boden schießenden Cinématograph-Theatern. Ein glänzendes Geschäft zeichnete sich ab […]
Sie [die Lumières; Anm. d. Autors] bildeten professionelle Kameraleute, sogenannte Operateure am Cinématographen aus und schickten sie auf strapaziöse Reisen in die ganze Welt. Sie sollten die technische Neuheit überall bekanntmachen, potentielle Abnehmer anwerben und zugleich Bilder anderer Länder, Leute und Sitten einfangen, denn die Nachfrage nach neuen Streifen wuchs unaufhaltsam.«

Schon ein Jahr nach der ersten Vorführung gab es Aufführungen in Brüssel, Madrid, St. Petersburg, Köln, Bombay, Sidney, Shanghai, Mexico City und Alexandria. 1902 wurde mit ›Thomas L. Tallys Electric Theatre‹ das erste ortsfeste Filmtheater in den USA eröffnet. Bereits sechs Jahre später hatte sich das Konzept so etabliert, dass es landesweit über fünftausend ›Nickelodeons‹46

46Der Name setzt sich aus den Worten Nickel (5 Cent; der damals übliche Eintrittspreis) und Odeon (griechisch für kleines Gebäude, das der Aufführung von Musik oder Schauspiel dient) zusammen. In den Nikelodeons wurden zunächst so genannte ›one reelers‹, die ca. 10–15 Minuten dauerten und mit 200–300m Länge gerade noch auf eine Filmspule passten, verwendet. Insgesamt wurde eine Mischung aus unterschiedlichen Genres gezeigt. Besonders beliebt war der ›chase film‹, in dessen Mittelpunkt immer eine Verfolgungsjagd stand. Die Popularität dieses Genres trieb die Entwicklung einer dynamischen Kameraführung erheblich voran.
gab. Nach und nach wurde zwischen 1905 und 1910 durch risikofreudige Unternehmer eine arbeitsteilige, kapitalisierte Filmindustrie aufgebaut.

In Europa hatte sich schon sehr früh das Konzept ›Film als Kunst‹ etabliert. 1908 entstand in Frankreich die so genannte ›film-d’art‹-Bewegung und nach dem ersten Weltkrieg gab es immer mehr avantgardistische Filmexperimente. Auch in Dänemark und Deutschland versuchte man ab 1913 durch ›Autoren-Filme‹, die hauptsächlich aus Literaturverfilmungen bestanden, gutbürgerliche Publikumsschichten zu gewinnen. In Italien begann die eigenständige Produktion erst 1905. Hier etablierten sich aber im Gegensatz zu den USA von Anfang an feste Filmtheater. Von daher wurde in Italien der Film schon von Begin an eher als künstlerisches Medium akzeptiert und genutzt. Im Gegensatz zu Frankreich und Deutschland orientierten sich die Italiener nicht am Theater. Vielmehr wurde mehr auf die narrativen und visuellen Potentiale des Films gesetzt. Der italienische Monumentalfim


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