»This beeing the first essay of published Church-Musick in England, after the
manner of printing wherein this performance is done, it may not be improper
to take notice of some of the advantages that may accrue to the science in
general from this method of publishing the same, as also the benefit and
ease that Performers in this way may receive, in order to their improvement
in Musick, by having it laid before them in a complete and correct score.«
Eigentlich bezieht sich das Zitat nur auf den Notenstich im Gegensatz
zum Typendruck. Dennoch gab es eine wesentliche Neuerung insofern,
als dass Walsh die ›Anthems‹ von Dr. Croft nicht mehr auf Kupfer,
sondern auf einer Mischung von Zinn und Blei – die im Englischen mit
›Pewter‹22
Hader beschreibt die Zusammensetzung des Materials wie folgt: »eine weiße, weiche
Metallegierung aus vier Teilen Zinn und einem Teil Blei, oder sechs Teilen Zinn und
einem Teil Antimon, oder aus Zinn, Antimon, Wismut und Kupfer.« Vgl. [Hader(1948),
S. 17–18].
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bezeichnet wird – stechen ließ. Ersichtlich wird dies am Druck: »Derselbe ist zwar noch
gänzlich mit freier Hand oder blossen Hülfsmitteln der Kupferstecher hergestellt, selbst
die 1/4-Noten sind ohne Stempel gemacht: aber die Bewegung der Hand in diesen Noten,
besonders in den Bogen und Balken, ist so, dass man auf ein weicheres Metall schliessen
muss.«23
Allerdings hat schon einige Monate vor Walsh, John Cluer Händels neu
erschienene Oper ›Julius Cäsar‹ herausgegeben und verwendete dafür die neuen
Platten. Er war also der erste, der auf neuem Material, den Pewterplatten
druckte. Als er im Jahr 1729 starb, setzte seine Witwe noch kurze Zeit das
Geschäft fort, überließ es dann aber John Walsh, der es ihr wahrscheinlich
abkaufte.24
Dies geht auf die Tatsache zurück, dass die Abdrücke der Opern Händels von Cluers Platten von
1730 an in Walshs Verlag erschienen sind.
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Die eigentliche Errungenschaft, der Nutzen des neuen Materials geht aber nicht auf Cluer
zurück.25
Cluer druckte später doch wieder auf Kupferplatten.
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Vielmehr ist sie John Walsh zu verdanken. Er führte nach 1730 in seinen Officin
Stempel26
Im Englischen spricht man hier von so genannten ›punches‹.
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ein, die mit einem Hammer in die Platte geschlagen werden konnten. Auf diese Weise
wurden Notenköpfe, Text, Instrumentenbezeichnungen, Vortragsbezeichnungen etc. nicht
mehr gestochen sondern geschlagen. Alle restlichen Teile (Notenhälse, Fähnchen, Balken,
Legatobögen etc.) wurden dann in einem zweiten Arbeitsschritt wie üblich in die Platte
gestochen. Dadurch vereinheitlichte sich das Druckbild ungemein. Ein weiterer Vorteil
der Methode bestand darin, dass die Arbeit an einem Werk nun an mehrere Stecher
aufgeteilt werden konnte, da durch die Vereinheitlichung keine eigene Handschrift der
Stecher mehr zu erkennen war. Eine schöne Übersicht über den Prozess der Entwicklung
vom Kupferstich zum Pewterstich mit immer mehr Stempeln etc. findet man
in Walsh’s Opern-Editionen ›Apollo’s Feast‹, die 1725–1740 in fünf Bänden
erschien.
1750 verbreitete sich der Notendruck von England aus nach Frankreich und von dort
dann später nach Deutschland, vor allem von Bonn aus nach Köln und später auch nach
Leipzig.
Beeinträchtigt wird der Druck nur durch die Verwendung des Materials, da das
weichere Zinn schon bei einer Auflage von etwas 100 Stück Risse bekommt, durch die der
Druck an Schärfe einbüßt. 1865 wurde zum ersten Mal Zink als Rohstoff für die Platten
benutzt. Dies hatte den Vorteil, dass die Platten ähnlich hart wie |