- 38 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Kupfer waren und somit nicht so leicht Risse bekamen. Man konnte also von ein und derselben Platte wesentlich mehr Abzüge machen. Ein weiterer Vorteil des neuen Materials war die Möglichkeit, feinere Schriften zu verwenden, was mit dem weicheren Zinn nicht möglich gewesen war. Aber auch die Zinkplatten nutzten sich irgendwann ab und mussten nach ca. 300 Abzügen nachgearbeitet werden. Flach gewordene Stellen, vor allem die Notenköpfe mussten in mühevoller Handarbeit nachgraviert werden.

1796 schaffte die Erfindung der Lithographie27

27Vgl. Fußnote 25 auf Seite 24.
von Alois Senefelder Abhilfe. Senefelder selbst schlug die Vervielfältigung von Noten durch Anwendung seines Druckverfahrens vor.28
28Vgl. [Gieseking(2001b), S. 349].
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich dieses Verfahren im Notendruck immer mehr durch und die Originalplatten konnten geschont werden. Mit Hilfe der Lithographie war es nun möglich, beliebig viele Abzüge herzustellen. »Das Zeitalter der universellen Verbreitung musikalischen Gedankengutes war angebrochen.«29
29So der Notengrafiker Herbert Chlapik. Vgl. [Chlapik(1987), S. 10].

Obwohl der Notenstich in dieser Form auch heute noch als das qualitativ beste und auch in ästhetischer Hinsicht überzeugendste Verfahren gilt, wird er dennoch durch den computergestützten Notensatz zurückgedrängt. Schon 1948 sorgt sich Hader in der Einleitung zu seinem Buch ›Aus der Praxis eines Notenstechers‹: »so ist der letzte Grund für die Entstehung dieses Bandes eine heimliche, aber beständig nagende Sorge: Eine kleine Gilde nur bilden die Notenstecher Wiens und damit die von ganz Österreich […] Wird auch in Zukunft diese Tradition weitergeführt werden können?«30

30[Hader(1948), S. 9].
Heutzutage ist der Beruf des Notenstechers fast gänzlich ausgestorben, und das, obwohl die verschiedenen computergestützten Notensatzsysteme z.T noch gar nicht ausgereift sind. Der große Vorteil computergestützter Systeme liegt darin, dass der Druck mit Hilfe der immer billiger werdenden Laserdrucker schnell zu Papier gebracht werden kann. Außerdem sind Fehler einfach zu beheben und das sich immer häufiger durchsetzende »printing on demand« – der »Druck nach Bedarf« – wird so überhaupt erst ermöglicht.

Aber auch Gieseking, der sich intensiv mit der Thematik der Code-basierten Generierung interaktiver Notengrafik auseinandersetzt, kommt zu der Feststellung:31

»Trotz alledem erkennt das geschulte Auge mühelos, ob eine Partitur am Computer oder auf einer Druckplatte entworfen wurde. Darüber hinaus fehlt es besonders vielen kleinen Verlagen an detaillierten Kenntnissen über die Notenschrift, ohne die ein Computer, wie erwähnt, nur mäßige Resultate liefert. Von einer vollständigen Automatisierung, die alle Sonderfälle berücksichtigt, sind wir noch weit entfernt.«

Auf einige im 20. Jahrhundert entwickelte mechanische Druckverfahren wie z. B. diverse Notenschreibmaschinen (Imperial Pavey Musicgraph, Bailey’s Harmony Writer oder Pro Musica Compositor) oder die Stempelauthographie und das Notaset etc. sei an dieser Stelle noch kurz hingewiesen.32

32Ausführlichere Informationen zu diesen weiteren mechanischen Verfahren sind bei [Gieseking(2001b), S. 349–350] zu finden.


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