- 21 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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nach günstigem Lesestoff war sehr groß und die Druckprivilegien der Fürsten vermochten nur wenig gegen die Nachdrucker auszurichten.18
18Vergleichbar ist diese Situation mit der momentanen Machtlosigkeit der Musikindustrie gegen die Verbreitung massenhafter Raubkopien von Musik oder Filmen über das Internet.
Allerdings brachte das 16. Jahrhundert unter dem Einfluss des Humanismus auch einige bedeutende Vorteile hinsichtlich der Typographie: Da das Buch nun nicht nur Gelehrten und Geistlichen vorbehalten blieb, entstand der Wunsch nach einer leicht leserlichen Schrift, einem schönen Druckbild und nach kleineren Formaten. Reformation, Humanismus und Renaissance beeinflussten und veränderten die Formen der Buchgestaltung im 16. Jahrhundert auf entscheidende Art und Weise. Gleichzeitig wurde das Buch auch in wirtschaftlicher Hinsicht interessant: Das Buch wurde zu einer Ware.

Im 17. Jahrhundert ergaben sich einschneidende Veränderungen in vielerlei Hinsicht. Auf der einen Seite brachte der 30-jährige Krieg (1618–1648) fast den Niedergang des Buches. Vor allem dort, wo die Auswirkungen des Krieges besonders spürbar waren, musste arg an Lohn, Papier etc. gespart werden. Die Qualität des Buchdrucks sank bedeutend. Gleichzeitig fielen auch zahlreiche Bibliotheken als Beute dem Krieg zum Opfer. Ein bedeutendes Beispiel ist u. a. die »Bibliotheca Palatina«, die von Heidelberg aus in den Vatikan verschleppt wurde, wo sie heute noch als Besonderheit aufbewahrt wird. Großer Beliebtheit erfreuten sich im 17. Jahrhundert neben Städtebüchern, Reiseberichten und kartografischen Werken auch Bücher mit naturwissenschaftlichen Abbildungen.19

19Bedeutende Werke sind u. a. das »Schmetterlingsbuch« (1679), das »Neue Blumenbuch« (1680) sowie »Die Insekten von Surinam« (1705) von Maria Sibylla Merian oder die »Topographie« des Frankfurter Kupferstechers Matthaeus Merian.

Im 17. Jahrhundert traten neue Gattungen in Form von Wochen- und Tageszeitungen neben das Buch. Die ersten nummerierten Flugblätter, eine Art Vorläufer der Zeitung, erschienen zwar schon 1566 in Basel und Straßburg, die ersten richtigen Zeitungen wie z. B. die Leipziger Zeitung, die von 1660–1921 herausgegeben wurde, lassen sich aber erst auf das 17. Jahrhundert datieren. Neben den Zeitungen kamen auch die ersten Zeitschriften auf, welche oft Philosophie, Wissenschaft sowie Literatur zum Thema hatten. Sie befriedigten das Verlangen der Bevölkerung nach leichtem und raschem Zugang zu interessantem Lesestoff und lösten so das »Neuigkeitsbuch« ab.

Im 18. Jahrhundert näherte sich das Buch der uns heute bekannten Form an. Das Format wurde kleiner und die Einbände stabiler. Statt des früher verwendeten Pergaments benutzte man nun Halbleder oder Karton. Zudem wurde es unter den Buchbindern üblich, einen Zettel mit Namen und Adresse in die von ihnen gebundenen Bücher zu kleben.

Des Weiteren fallen in das 18. Jahrhundert die ersten Versuche, Wissen in reich verzierten und mit üppigen Kupferstichen und Radierungen ausgestatteten Lexika zusammen zu fassen. Als bedeutendes Beispiel sei hier das »Große(s) vollständige(s) Universallexikon aller Wissenschaften und Künstler« genannt, dass der Verleger Heinrich Zedler in den Jahren 1732–1750 herausgab. Ein weiteres Meisterwerk stellt die 35-bändige französische ›Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers‹ des Schriftstellers und Philosophen Denis Diderot dar. Die Enzyklopädie enthält siebzehn Textbände (1751–1765), elf Tabellenbände


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