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(1742–1799): »Mehr als das Gold hat das Blei die Welt verändert, und mehr als das Blei in der Flinte jenes im Setzkasten der Drucker.«15
15Vgl. http://www.zit.at/namen/php3 (Link vom 13.11.2003).

Zur weiträumigen Verbreitung der Druckwerke sollten die zweimal im Jahr stattfindenden Buchmessen in Leipzig und Frankfurt beitragen. Die ersten Messen fanden im Rahmen der allgemeinen Wirtschaftsmessen im 15. Jahrhundert statt. Aber erst die Idee des Augsburger Buchhändlers Georg Willer, die neu erschienenen Bücher in einem Messkatalog auf der Frankfurter Buchmesse 1564 herauszugeben, brachte den entscheidenden Durchbruch. Nachdem die Angaben im Katalog verlässlicher und genauer wurden, ja sogar schon systematisch, später auch alphabetisch nach Verfasser und Herausgeber gegliedert waren, veröffentlichte der Frankfurter Rat dann 1598 den »Catalogus universalis«, den offiziellen Ratsmesskatalog, der später in den kaiserlichen Messkatalog einmündete, der in den Jahren 1618–1799 erschien. In Leipzig publizierte der Buchhändler und Buchdrucker Henning Grosse ab 1595 Messkataloge. Frankfurt und Leipzig entwickelten sich so im 16. Jahrhundert zu den bedeutendsten europäischen Zentren des Buchmarktes und -handels und zogen zugleich auch zahlreiche Gelehrte aus unterschiedlichen Ländern an. Zugleich entwickelte sich u. a. durch Buchsammler, wie z. B. den Kurfürsten August von Sachsen16

16Kurfürst August von Sachsen regierte von 1553–1586 und hat u. a. von 1560–1586 den Buchbinder Jakob Krause, einen der herausragendsten Meister seiner Zeit, beschäftigt.
, mit dem Buchbinder ein neues Gewerbe im Buchdruckwesen. Durch neue Materialien und Techniken entstanden nach und nach immer professioneller werdende Werke. Mit dem Kupferstich kam zugleich eine neue Technik auf, die mit dem Holzstich stark konkurrierte. Durch feinere und hochwertigere Illustrationen und der Anwendung des Kupferstichs als Titelkupfer (Autorenportrait) wurden die Bücher noch luxuriöser und entsprachen so mehr dem Wunsch der Fürsten und des Adels nach Exklusivität und Repräsentation.

Dass Druckerzeugnisse die Meinung der Leser ganz entscheidend beeinflussen konnten, stellten auch bald kirchliche und politische Machthaber fest und zeigten sich gegenüber der neuen Erfindung recht reserviert. Über die Zensur versuchten sie eine gewisse Kontrolle auszuüben. Der Ursprung der Zensur datiert bereits aus dem Jahr 1468, in dem der Erzbischof Berthold von Henneberg, zu dieser Zeit Kurfürst von Mainz, zusammen mit dem Rat der Stadt Frankfurt die erste weltliche Zensurbehörde gründete. Aber erst im Jahr 1559 entstand unter Papst Paul IV. der erste förmlich Index der »Index Librorum Prohibitorum«.17

17lat.: »Verzeichnis/Katalog der verbotenen Bücher«. Er war über Jahrhunderte eine Auflistung von Büchern, die Katholiken nicht lesen durften, um ihren Glauben nicht zu gefährden. Es handelte sich meist um theologische Werke mit von der Lehre abweichenden Meinungen, später auch um Romane, die nicht mit der katholischen Glaubens- und Lebenslehre zu vereinbaren waren. Zunächst wurden lediglich die Irrtümer der verschiedenen Publikationen zusammengestellt. Erst im Mittelalter kam es zum Verbot, die indizierten Titel zu lesen oder zu besitzen. Erst 1965 wurde der Index durch die letzte große Kirchenversammlung des zweiten vatikanischen Konzils aufgehoben. Eine Übersicht über die 1559 zensierten Bücher findet sich unter http://www.aloha.net/~{}mikesch/ILP-1559.htm (Link vom 15.6.2005).

Aufgrund der gewaltigen Zunahme der lesenden Kundschaft, die nun wesentlich vielschichtiger und differenzierter war als der früher eher homogene Kreis der Fürsten, des Adels und der Akademiker, kam noch ein weiteres Phänomen auf, dass Drucker und Verleger nicht außer Acht lassen konnten: der Nachdruck. Das Verlangen


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