- 19 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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aber keinen Neubeginn in der Geschichte des Buches dar. Sie sind lediglich eine Weiterentwicklung des Blockbuches13
13In Buchform gefasste Folge von Holztafeldrucken des späten Mittelalters.
, einer alten Tradition mit Hilfe der neuen Technik. Bereits Gutenbergs Bibel enthält zahlreichen Initial- und Rankenschmuck. Mit zunehmender Ausbreitung des Buchdrucks lieferten immer mehr bedeutende Künstler14
14Z. B. der Boccaccio Meister in Ulm und Augsburg, Wolgemut und Pleydenwurff in Nürnberg (u. a. Schedelsche Weltchronik), Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Hans Holbein d.J. etc.
Illustrationen, die zum einen die Aufgabe hatten, zum besseren Textverständnis beizutragen, und zum anderen das Kaufinteresse erhöhen sollten. Außerdem wurde durch die Illustrationen auch Leseunkundigen ein Einblick in den Inhalt des Buches ermöglicht. Den reichsten Buchschmuck weist der Ulmer Äsop mit 125 Bildern auf. Allerdings wurde die überwiegende Mehrheit der Inkunabeln, deren Inhalte oft aus der Theologie, Rechtswissenschaft und Scholastik entstammten, ohne Schmuck gedruckt.

Außer im deutschen Sprachgebiet (62 Druckorte; im heutigen Östereich wurde nur in Wien während der Inkunabelzeit gedruckt), Italien (80 Orte), Frankreich (45 Orte), der Iberischen Halbinsel (30 Orte), den Niederlanden (21 Orte), England (4 Orte), wurde noch in den skandinavischen Ländern (5 Orte), in Böhmen (4 Orte), in Ungarn (2 Orte), in Polen (1 Ort) und im heutigen Jugoslawien (3 Orte) gedruckt. Bis zum Jahrhundertende wurde in circa 255 Orten in 1120 Offizinen dem Handwerk der Buchdruckkunst nachgegangen. In diesen Werkstätten wurden ca. 27.000 Titel (ältere Schätzungen reichen bis zu 40.000 Titel) in einer Gesamtauflage von rund 10 Millionen Bänden aufgelegt, von denen ungefähr 5  % erhalten geblieben sind. Die übrigen europäischen Staaten spielen in der Entwicklung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert nur eine untergeordnete Rolle.

Aber schon im 16. Jahrhundert erhöhte sich die Zahl der Druckorte allein in Deutschland auf 160 und der räumliche Schwerpunkt verlagerte sich allmählich von Süd- nach Mittel- und Ostdeutschland. Als neue bedeutende Orte sind hier vor allem Frankfurt, Leipzig und später auch Wittenberg zu nennen. Hier wurden zahlreiche Werke und Bibelübersetzungen Martin Luthers gedruckt. Wittenberg entwickelte sich schnell zum wichtigsten Druckzentrum der Reformation. Gerade durch die Bibelübersetzungen Martin Luthers, von denen zwischen 1534 und 1574 über 100.000 Exemplare verkauft wurden, erhielt die Verbreitung von Druckwerken in der Volkssprache einen starken Anstoß und trug auf diese Weise auch stark zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache bei. Von weiterer großer Bedeutung war die immer größer werdende Anzahl von Flugschriften, die zu einem wirkungsvollen Mittel für die politische und religiöse Auseinandersetzung wurden. Mit Recht schrieb der deutsche Physiker und Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg


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