- 110 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Das Internet stellt folglich die Vollendung dessen dar, was die Oper beabsichtigte (Simulation und Dissimulation). Wo anders als im Internet kann Multimedialität besser eingebracht werden und Sinnesleistungen kongruenter miteinander verknüpft werden? Zudem bietet das Internet zusätzlich die Möglichkeit, den Rezipienten im Sinne Faulstichts ›interaktiv und dialogorientiert‹ in das Geschehen einzubinden.

Ein Beispiel für ein solches interaktives und dialogorientiertes Geschehen ist Eberhard Schoeners Projekt ›Virtopera‹26

26http://www.virtopera.de (Link vom 12.01.2005).
. In diesem wird das Internet nicht nur als globaler Raum eingebunden, sondern vielmehr dazu genutzt, den Rezipienten aktiv an der Gestaltung teilhaben zu lassen. Dazu Eberhard Schoener über die Idee zur Entstehung von Virtopera:27
27http://www.virtopera.de (Link vom 12.01.2005).
»Menschen die den Begriff einer offenen Gesellschaft erfüllen, sind der Adressat von Virtopera, einer Net-work-opera-in-progress. Der virtuellen Welt des Cold Genius wird eine Welt der Gefühle, Leidenschaften und Humanität gegenüber gestellt. Cold Genius, diese geheimnisvolle virtuelle Figur mit der unendlichen ›8‹ auf seiner Stirn, wird mehr und mehr zu dem, was die User in ihm sehen. Durch sich ständiges Verwandeln ist Cold Genius der verbindende Content und lässt so das Internet mit seinem virtuellen Bühnenraum zu einem Platz der Mysterien werden.«

Bei dem Projekt handelt es sich nicht nur um eine reine Internetoper mit einem computeranimierten Hauptdarsteller (Cold Genius). In der Virtopera wird eine Brücke zwischen virtueller und realer Welt geschlagen. Die Figur ›Cold Genius‹ hoffte, »das Geheimnis des Lebens zu erfahren«. Und dies geschah live an vier verschiedenen Orten, an denen ein Teil der Oper aufgeführt wurde. So in Italien (Mantua Palazzo Te am 8. Oktober 2000, ›Das Symposium der Liebe‹), Brasilien (Salvador da Bahia am 15. November 2000, ›Das Symposium der Magie‹), Indien (Kalkutta am 5. Dezember 2000, ›Das Symposium der Spiritualität‹) und in Deutschland (Köln am 12. Januar 2001, ›Am Ende der Reisen, stellt sich heraus, ob die Begegnungen mit den Menschen und ihren kulturellen Mythen die Träume und Sehnsüchte von Cold Genius erfüllen können.‹). Bei jedem Live-Event brach Cold Genius aus seiner virtuellen Welt des Internets aus, um Kontakt zur realen Welt aufzunehmen. Das Internet spielte dabei die Hauptrolle mit seinen virtuellen Möglichkeiten, der virtuellen Figur ›Cold Genius‹ sowie seinen unendlichen Möglichkeiten. Schläbitz schreibt in Bezug auf ›Virtopera‹:28

28[Schläbitz(2004), S. 296].
»Es geht somit um Kontextualisierung von Daten in einem strukturellen Feld des De-Linearen, die im Dialog gestaltet werden. Von Vernetzung oder auch vom Hypertext mag man sprechen, der streuen kann in alle Richtungen.« Neben ›Virtopera‹ existieren noch einige weitere Projekte29
29So z. B. die new media opera ›Black Harlequin‹ des Australiers Andrew Garton (http://www.toysatellite.org/bh/bhintro.htm, Link vom 13.01.2005) oder das Projekt ›Brain Opera‹ von Ted Machover (http://brainop.media.mit.edu, Link vom 13.01.2005).
, die in diese Richtung zielen.

Anhand dieser Projekte wird deutlich, dass das Internet, wie bereits erwähnt, die Vollendung dessen darstellt, was die traditionelle Oper beabsichtigte, nämlich Simulation und Dissimulation. Die traditionelle Oper als solche kann ebenfalls als


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