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psychogalvanischen Hautreflex messen und Spannungsdifferenzen als Impuls
weiterleiten, werden die verschiedenen Licht- und Klangereignisse beeinflusst. Der
menschliche Körper fungiert gemeinsam mit dem Computer als Mittler für
die Synthese aus Klang und Licht. Im Zeitalter von Kognitionswissenschaften,
KI-Studiengängen, der Entwicklung von Biochips etc. stellt sich die Frage,
wie weit diese Entwicklung noch vorangetrieben wird bzw. ob irgendwann die
Grenze des Machbaren erreicht wird. Ob es dann immer noch eine Abstraktion
vom Materiellen gibt, die nicht in Zahlschemata zu pressen ist, steht in den
Sternen.
Neben diesen grenzüberschreitenden Versuchen im letzten Jahrhundert existiert sogar
eine schon viel ältere Gattung der Musik, in der Multi- bzw. Hypermedia schon
wesentlich früher eine Rolle spielt: die Oper.
Nach Dechant15
setzt sich jede Oper aus Bühnendichtung, musikalischer Komposition,
szenischer Interpretation, musikalischer Interpretation, Bühnenbildnerei,
Kostümkunst, Schauspiel- und Tanzkunst zusammen. Die Oper ist nichts
anderes als ein Konglomerat aus Bild, Musik und Text, das gleichermaßen alle
Sinne affiziert. In Hinblick auf das Geburtsjahr der Oper schreibt Werner
Oehlmann:16
»[I]m Jahr 1598 wurde in Florenz Jacopo Peris ›Dafne‹ aufgeführt, die von der
Musikgeschichte einhellig als erstes Werk der neuen Gattung genannt wird: ein Spiel
mythisch-antikisierenden Inhalts, in welchem die Sprache durchweg Gesang geworden ist;
ein theatralisches Kunstwerk, in dem Dichtung, Musik, Tanz und szenisches Bild zu
vollkommener, ausgewogener Einheit verschmolzen sind.« In »The New Grove –
Dictionary of Music & Musicians« ist unter dem Schlagwort Oper folgendes zu
lesen:17
»Opera is the union of music, drama and spectacle […] Opera is perhaps the most
elaborate of art forms, and may call on the united skills of poet, composer, designer and
(often) choreographer to create a ›complete art work‹ (Gesamtkunstwerk, to use
Wagner’s term).«
In Bezug auf die Krise dieses Gesamtkunstwerkes Oper in den 60er Jahren schreibt
Adorno:18
»In der jüngsten Entwicklung fließen die Grenzen zwischen den Kunstgattungen
in einander oder, genauer: ihre Demarkationslinien verfransen sich.« Adorno
sieht die Zukunft der Einzelkünste in ihrem Zusammenwirken wobei sich in
der ›Verfransung‹ die einzelnen Kunstgattungen aufheben. Dieser von Adorno
gewählte Begriff ›Verfransung‹ lässt sich auch mit ›Multimediallität‹ übersetzen:
Überschneidungen, »Verfransungen« jeder Art zwischen Text, Bild und Ton sind hier
in der Oper allgegenwärtig. Durch die Multimedialität wird eine simulierte
und somit zugleich virtuelle Wirklichkeit geschaffen, in der man sich als
Zuschauer19
Das Wort ›Zuschauer‹ kann in Bezug auf die Oper nicht mehr als treffend angesehen werden, da er
mehr als die visuelle Ebene wahrnimmt.
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von
der ›wirklichen‹ Welt distanzieren und in eine Traumwelt eintauchen kann. Damit dem Besucher
dieses Eintauchen erleichtert wird, waren schon früher die Spielstätten Orte ausgefeiltester
Technik:20
Luise von Kobell, Gattin des Kabinett-Sekräters August von Eisenhart von Ludwig II. in Bezug
auf eine mit großem Aufwand geleisteten Tannhäuser-Inszenierung. Zitiert nach [Wapnewski(1983),
S. 113f.].
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»Wer aber hinter die Kulissen |