- 12 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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Kies lowskis Film Der Amateur, der sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum ein großer Erfolg war, ist die Synthese seiner Einstellungen und künstlerischen Suche in den 70’ern und zugleich einer der signifikantesten Filme des ›Kinos der moralischen Unruhe‹. Gleichzeitig schlägt Kies lowski mit diesem Film aber auch eine neue Richtung ein. Im Vordergrund seiner Filme stehen jetzt einzelne Personen, ihre Einstellung zum Leben, ihr Mut, ihre Moral und Verantwortung. Diese Richtung setzt sich auch in den folgenden Filmen fort.

In Der Zufall - möglicherweise fügt Kies lowski der Erforschung von Personen und ihrem Handeln noch die Kategorie des Zufalls hinzu. Dreimal erlebt der Protagonist die gleiche Situation, und dreimal entwickelt sich aus dieser Situation ein anderes Schicksal, zweimal durch Zufall, das dritte Mal wählt er es selbst aus. Allerdings ist auch diese dritte Variation vom Zufall beeinflusst.

Der Film Ohne Ende wird von Kies lowski noch um eine transzendentale Ebene erweitert (ein Toter greift in weltliche Ereignisse ein). Dieser Film ist aber nicht eine Abhandlung übernatürlicher Phänomene, sondern vielmehr die rücksichtslose Enthüllung der tragischen Periode nach der Erklärung des Kriegsrechtes in Polen16

16 In der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember 1981 wurde nach länger andauernden Unruhen das Kriegsrecht verhängt, welches bis zum Ende des nächsten Jahres in Kraft blieb. Dies hatte auf viele Menschen in Polen, auf ihr Privatleben, ihre Emotionen und Ethik desillusionierende Auswirkungen. ‚Ihr habt Euch für das Leben entschieden, und das ist viel schwerer zu ertragen‘, sagt Rechtsanwalt Labrador in Kies lowskis Film Ohne Ende zu seinem Mandanten.
mit der Feststellung, dass ein privates Leben in Abkopplung von der Gesellschaft nicht funktionieren kann. Bei der Produktion dieses Films arbeitete Kies lowski zum ersten Mal mit dem Rechtsanwalt Krzysztof Piesiewicz und mit dem Komponisten Zbigniew Preisner zusammen. Kies lowski und Piesiewicz lernten sich während des Kriegszustandes kennen, als Kies lowski einen Film über politische Gerichtsprozesse drehen wollte. Dieser Film ist aber nie geschnitten und produziert worden, da die Kamera im Gerichtssaal bewirkte, dass die Richter nur milde Urteile sprachen.17
17 Vgl. (Stok1993, S. 127ff.)
Zbigniew Preisner berichtet über das erste Zusammentreffen mit Kies lowski: »Es war 1983 in einem entsetzlichen Restaurant in Warschau. [...] Außer mir und Krzysztof waren da noch der Tonmann Michal Z arnecki und der Kameramann Jacek Petrycki. Ich glaube, es war ein Karfreitag. Wir aßen Sauerkrautsuppe und tranken Wodka. Krzysztof wollte damals gerade Ohne Ende drehen – seinen ersten Film unter den Bedingungen des Kriegsrechts. Es war ihm sehr wichtig, dass der Film gut wurde, und er hat fast eine Stunde ununterbrochen auf mich eingeredet, ich möge doch bitte eine besonders gute Musik dazu schreiben. Ich habe ihm scherzhaft geantwortet: ‚Herr Kies lowski, haben Sie keine Angst, wir haben schon größere Premieren versaut.‘«18
18 Preisner, zit. nach der Dokumentation Geschichten um Liebe und Tod (Regie: Peter Paul Huth).

Im 1988/89 entstandenen Fernsehzyklus Dekalog befasst sich Kies lowski noch mehr mit der »inneren Welt« seiner Protagonisten. Die Idee, die 10 Gebote zu verfilmen, stammt vom Co-Autor Piesiewicz, der sich, als Laie auf dem Gebiet der Filmproduktion, keine Vorstellung davon machte, wie aufwendig ein solches Projekt ist. Eigentlich wollten Piesiewicz und Kies lowski nur die Drehbücher schreiben und sie zehn jungen Nachwuchsregisseuren geben. Da sich Kies lowski aber von diesem


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