Projekt nicht
lösen konnte, führte er bei allen Filmen selber Regie. Im Nachhinein betonte er
in Interviews jedoch immer wieder, wieviel Kraft ihn dieses Projekt gekostet
hat.19
19
Vgl. Dokumentation Leben ist Zufall (Regie: Helmut Meewes).
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In den Filmen sollte anhand von sehr persönlichen, individuellen Schicksalen gezeigt
werden, welche Bedeutung moralische und ethische Werte im heutigen Polen haben. Kie lowski versucht, die Geheimnisse, die Sehnsüchte der Menschen auf die Leinwand zu
bringen. Die 10 Gebote werden in keinem Film erwähnt, doch ist anhand der Zahl im
Vorspann zu erkennen, welches Gebot gemeint ist. Obwohl jeder Film eigentlich
für sich steht, sind sie alle, durch wieder auftauchende Personen, miteinander
verknüpft.20
20
Vgl. Kapitel 3.1: Die Trilogie im filmographischen Kontext Kie lowskis (S.53). Hier
wird noch näher auf eine, in diesem Punkt schon deutlich zu erkennende Entwicklung
seines Schaffens eingegangen.
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Von zwei Filmen (Dekalog 5 und 6) wurden Kinofassungen mit den Titeln Ein
kurzer Film über das Töten und Ein kurzer Film über die Liebe produziert,
die sowohl vom Publikum als auch von Kritikern in höchstem Maße gelobt
wurden. Mit den 10 Filmen des Dekalog gelang Kie lowski der internationale
Durchbruch.
Aufgrund des außerordentlichen Erfolgs bekam Kie lowski das Angebot, von nun an
in Frankreich zu arbeiten. Er nahm sofort an, da es in Polen immer schwieriger wurde,
Geld für größere und aufwendigere Produktionen zu bekommen. Dieser Schritt
zog allerdings auch einige Veränderungen mit sich, die Kie lowski wie folgt
beschreibt:
»Als ich nach Frankreich kam, sah ich eine andere Welt, die viel farbiger
war. Vor allem hatten die Menschen dort das Gefühl, dass sie viel mehr
Möglichkeiten haben. Insofern ist das Leben dort von Natur aus farbiger
und bunter. Damit meine ich nicht nur die bunten Reklameschilder. Deshalb
ist diese Farbigkeit in die Filme hineingeraten, die ich dort gemacht habe.
Deshalb hat sich die ganze Ästhetik der Filme wesentlich verändert.«21
21
Kie lowski, zit. nach der Dokumentation Geschichten um Liebe und Tod (Regie: Peter Paul
Huth).
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Die zwei Leben der Veronika war Kie lowskis erster Film im Ausland. Es geht um ein
junges Mädchen auf der Suche nach der eigenen Identität, die auf geheimnisvolle Weise
durch das Vorhandensein einer Doppelgängerin bestimmt wird. Dazu schreibt Kie lowski:
»Wissen Sie, ich hatte eigentlich nicht vor, Die zwei Leben der Veronika in
zwei verschiedenen Ästhetiken zu erzählen. Nein, dieser Film ist eigentlich
ästhetisch ganz ähnlich. Der erste Teil, der in Polen spielt, ist von einer
ähnlichen Ästhetik wie der zweite Teil, der in Frankreich spielt. Und doch ist
es kein Zufall, dass die erste Heldin, auch wenn sie ihre Chance wahrnimmt,
sie nicht nutzen kann, weil sie es gesundheitlich nicht schafft und stirbt.
Die zweite Heldin dagegen kann überleben, sie kann etwas aus ihrem Leben
machen.«22
22
Kie lowski, zit. nach der Dokumentation Geschichten um Liebe und Tod (Regie: Peter Paul
Huth).
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Der Film handelt von Liebe und Tod – aber nicht tragisch (wie üblich), sondern
»optimistisch«, so Kie lowski in einer Podiumsdiskussion nach der deutschen Premiere in
Mannheim.23
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