häufiger unterbrochen wurde. Das postmoderne Programmformat, das
etliche Autoren dem Sender MTV zuschreiben, hat nach Goodwin schon zu
diesem Zeitpunkt seine Gültigkeit verloren. So gewann in diesem Abschnitt der
Performance-Clip stark an Bedeutung und verdrängte diskontinuierliche, nicht-narrative,
nicht-realistische Clips, die mit der Postmoderne in Verbindung gebracht wurden, als
vorherrschende Typen des Videoclips bei MTV (vgl. ebd., 52). Im August 1985
verkaufte das Warner-Amex Konsortium, welches MTV aufgebaut hatte, seinen
Mehrheitsanteil an MTV Networks an Viacom International. Diesem Vorgang mißt
Goodwin große Bedeutung bei, da sich hierdurch auch das Programm von MTV
veränderte.
»As Denisoff (1988) reports, chief executive Robert Pittman had attempted
a leveraged buyout of MTVN along with some colleagues, and when this
effort lost out to Viacom, Pittman’s ascendancy at MTV was bound to end.
With it went two of MTV’s conceptual building blocks – narrowcasting and
›flow‹«(ebd.).
Der dritten Phase (ab 1985) ging eine Krise im Jahr 1985 voraus. »The ratings share fell
from a peak of 1.2 million in the fourth quarter of 1983 (. . . ) to a 0.6 million share in
that period of 1985 (Dannen 1987)« (ebd.). Im Zusammenhang hiermit stand eine
Ankündigung des Senders im Februar 1985, den Anteil an Heavy-Metal-Clips
abzusenken. Als Reaktion auf die Krise wurden wieder mehr Heavy-Metal-Clips
gesendet; einige Middle-of-the-road-Künstler wurden nur noch auf VH-1 gezeigt, einer
von MTV Networks initiierten ›24-hour music video station‹, konzipiert für die
Zielgruppe der 25–54jährigen. Einer der ursprünglichen ›Macher‹, Robert Pittman,
verließ den Sender, neue Spezialsendungen wie ›Club-MTV‹, ›Headbangers Ball‹,
›120 Minutes‹, ›YO! MTV Raps‹ wurden in das Programm aufgenommen.
»MTV’s third phase (since 1986) thus presents a widening musical scope and an
accelerated movement towards a more traditional television schedule« (ebd.,
52).
Erwähnenswert ist die Expansion von MTV auf den europäischen Medienmarkt:
Im Sommer 1987 wurde MTV Europe von Viacom International, dem
Mutterkonzern des amerikanischen MTV-Senders, zusammen mit der British
Telecom und Robert Maxwell’s Mirror Group. Newspapers in England
gegründet.15
15 Brian Diamond, verantwortlich für die Programmstruktur bei MTV Europe, erklärte
Frith zufolge, daß ›youth culture‹ weitaus mehr beinhalte als Musik, vielmehr sei es ein
Mix aus Information, Entertainment und Musik. Des weiteren verlangten seine
Zuschauer bestimmte Programme zu festen Zeiten. Diamond beschreibt das Programm
von MTV Europe als Kompromiß zwischen amerikanischen und europäischen
Gewohnheiten: einen präzisen Programmablauf um den kontinuierlichen ›video flow‹
(vgl. Frith 1993, 74).
|
Dieses Programm kann über Kabel auch in Deutschland und vielen anderen
europäischen Ländern empfangen werden. Bei der Gründung von MTV Europe waren
die Werbekunden nach Frith Schlüsselfiguren, die in der Musik eine der besten
Möglichkeiten sahen, kulturelle und sprachliche Barrieren zu überwinden, um ihre
Aktivitäten stärker zu globalisieren. MTV Europe schloß bereits vor der ersten Sendung
einen Werbevertrag mit Levi-Strauss ab. MTV Europe repräsentiere nach Meinung von
Levi’s ›European marketing director‹ jugendlichen Lebensstil und Levi-Strauss
produziere die passende Kleidung zu diesem Lebensstil (vgl. Frith 1993, 71). Bill Lynn,
Vizepräsident von Coca-Cola hatte bezüglich der Verbindung Pop/Rock-Musik und
Werbung eine noch weitergehende Vision:
|