- 89 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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Unterscheidung von Realität und Fiktion; die Medienwirklichkeit wird nicht mehr als weniger real als die Außenwelt betrachtet, beides löst sich in eine Dimension auf (vgl. Kaplan 1987, 44). Auf MTV trifft dies nach Kaplan in besonderem Maße innerhalb des Fernsehens zu. »The new postmodern universe, with its celebration of the look – the surfaces, textures, the self-as-commodity – threatens to reduce everything to the image/representation/simulacrum. Television, with its decentered address, its flattening out of things into a network or system, the prat of which all rely on each other, and which is endless, unbounded, unframed, seems to embody the new universe; and within, MTV in particular manifests the phenomena outlined by Baudrillard« (ebd.). Für ein wichtiges postmodernes Element innerhalb von MTV hält Kaplan das Aufweichen des Unterschiedes zwischen einem Subjekt (subject) und seiner Abbildung (image); die alte Vorstellung eines »Selbst« werde zu einem »Bild« reduziert. Im Gegensatz zu Rushkoff hält Kaplan MTV noch für eine narrative Form, deren Art der Erzählung allerdings das veränderte Verhältnis von »Selbst« (Ich) und »Bild« reflektiert. In der Auslöschung früher bestehender klarer Grenzen und Unterscheidungen offenbare sich MTV als eine postmoderne Form; in besonderem Maße treffe dies hinsichtlich der Vermischung von Hochkultur und Popkultur zu. »And it is in the very effacement of previously distinct boundaries and separations, particularly those between high and popular forms that we have been discussing, that MTV reveals itself, arguably, as a postmodernist form« (ebd., 45). Als Beispiel für den Wegfall klarer ästhetischer Grenzen zwischen Hoch- und Popularkultur erwähnt Kaplan die Vermischung von deutschem Expressionismus, französischem Surrealismus und Dadaismus (Fritz Lang, Bunuel, Magritte und Dali) mit Genres wie »film noir«, Gangster und Horrorfilmen.14
14 Als Beispiel nennt Kaplan den Videoclip von The Cars »You Might Think«.
Überhaupt seien die Hollywood Filmgenres (z. B. Western, Science-fiction) sehr stark in den Videoclips präsent. Rock-Videos könnten als Revitalisierung »toter Bilder« angesehen werden. Indem diese nebeneinander und in neue Zusammenhänge gestellt werden, würden sie die alten Polarisationen vermeiden.

Die von MTV konstruierte Perspektive eines entwurzelten Betrachters zeige auch die Kenntnisnahme der entfremdeten Welt, mit der Teenager konfrontiert werden. »MTV’s construction of a decentered spectator indicates recognition of the alienated world teenagers confront« (ebd., 47). Dieser entwurzelte Zustand der Zuschauer werde aber immer wieder durch gegenläufige Effekte unterbrochen, um den Konsummechanismus aufrecht zu erhalten. Dies wird nach Kaplan durch das »song-image«-Format und die wiederkehrenden Bilder des seine Lippen bewegenden Rockstars erreicht, der ja über das Video »verkauft« werden soll. »The dominant construction in videos replaces the Hollywood suturing of the spectator in the images through shot/counter shot with a constant return to the centering close-up of the lip-synching face of the singer. This, together with the musical rhythm/tones/sounds and the rock star’s voice, holds together otherwise disparate images and incoherent signifieds« (ebd., 48).


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