Unterscheidung von Realität und
Fiktion; die Medienwirklichkeit wird nicht mehr als weniger real als die Außenwelt
betrachtet, beides löst sich in eine Dimension auf (vgl. Kaplan 1987, 44). Auf
MTV trifft dies nach Kaplan in besonderem Maße innerhalb des Fernsehens
zu.
»The new postmodern universe, with its celebration of the look – the
surfaces, textures, the self-as-commodity – threatens to reduce everything
to the image/representation/simulacrum. Television, with its decentered
address, its flattening out of things into a network or system, the prat of
which all rely on each other, and which is endless, unbounded, unframed,
seems to embody the new universe; and within, MTV in particular manifests
the phenomena outlined by Baudrillard« (ebd.).
Für ein wichtiges postmodernes Element innerhalb von MTV hält Kaplan das
Aufweichen des Unterschiedes zwischen einem Subjekt (subject) und seiner Abbildung
(image); die alte Vorstellung eines »Selbst« werde zu einem »Bild« reduziert. Im
Gegensatz zu Rushkoff hält Kaplan MTV noch für eine narrative Form, deren Art der
Erzählung allerdings das veränderte Verhältnis von »Selbst« (Ich) und »Bild« reflektiert.
In der Auslöschung früher bestehender klarer Grenzen und Unterscheidungen offenbare
sich MTV als eine postmoderne Form; in besonderem Maße treffe dies hinsichtlich der
Vermischung von Hochkultur und Popkultur zu. »And it is in the very effacement of
previously distinct boundaries and separations, particularly those between high and
popular forms that we have been discussing, that MTV reveals itself, arguably, as a
postmodernist form« (ebd., 45). Als Beispiel für den Wegfall klarer ästhetischer
Grenzen zwischen Hoch- und Popularkultur erwähnt Kaplan die Vermischung von
deutschem Expressionismus, französischem Surrealismus und Dadaismus (Fritz
Lang, Bunuel, Magritte und Dali) mit Genres wie »film noir«, Gangster und
Horrorfilmen.14
Überhaupt seien die Hollywood Filmgenres (z. B. Western, Science-fiction) sehr stark in
den Videoclips präsent. Rock-Videos könnten als Revitalisierung »toter Bilder«
angesehen werden. Indem diese nebeneinander und in neue Zusammenhänge gestellt
werden, würden sie die alten Polarisationen vermeiden.
Die von MTV konstruierte Perspektive eines entwurzelten Betrachters zeige auch die Kenntnisnahme der entfremdeten Welt, mit der Teenager konfrontiert werden. »MTV’s construction of a decentered spectator indicates recognition of the alienated world teenagers confront« (ebd., 47). Dieser entwurzelte Zustand der Zuschauer werde aber immer wieder durch gegenläufige Effekte unterbrochen, um den Konsummechanismus aufrecht zu erhalten. Dies wird nach Kaplan durch das »song-image«-Format und die wiederkehrenden Bilder des seine Lippen bewegenden Rockstars erreicht, der ja über das Video »verkauft« werden soll. »The dominant construction in videos replaces the Hollywood suturing of the spectator in the images through shot/counter shot with a constant return to the centering close-up of the lip-synching face of the singer. This, together with the musical rhythm/tones/sounds and the rock star’s voice, holds together otherwise disparate images and incoherent signifieds« (ebd., 48).
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