- 82 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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Nach Brodbeck/Hummel stellen Sendungen »volkstümlicher Musik« den Hauptanteil an Musiksendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Reine Musiksendungen verlieren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen an Bedeutung (vgl. ebd., 78).

Bei privaten Fernsehsendern variiert der Anteil an Musiksendungen an der Sendezeit stark. Nennenswert sind in diesem Zusammenhang vor allem die bereits erwähnten reinen Musiksender.11

11 Brodbeck/Hummel erwähnen für das Jahr 1989 die Sender MTV, Super Channel und Tele 5, wobei die beiden letzteren den Betrieb in der Zwischenzeit eingestellt haben (vgl. Brodbeck/Hummel 1991, 79).
»Der Anteil der Musiksendungen 1989 bei RTL Plus betrug 5,5 %, davon entfielen 2,7 % auf E-Musik (RTL Plus täglich ›Klassik am Mittag‹ mit dem RTL-Sinfonieorchester) und 2,8 % auf U-Musik. Der Sender Tele 5 erreichte 1989 einen Musikanteil von 47,3 %, (1988 44,5 %), der nahezu ausschließlich auf den Bereich U-Musik entfiel. Beim Sender Pro Sieben betrug der Musikanteil 1989 nur 0,2 %« (ebd., 80).

Nach Brodbeck/Hummel sind der Hörfunk und das Fernsehen sehr stark von Änderungen der Empfangs- und Sendetechnik abhängig. So habe die allgemeine Durchsetzung von Stereosendungen, die sich im Fernsehbereich noch in der Anfangsphase befinde, »durch die deutliche Verbesserung der Empfangsqualität vor allem den Musikübertragungen einen wichtigen Impuls gegeben« (ebd., 87). Von der Einführung der Digitaltechnik könnten ähnliche Impulse ausgehen, da ebenfalls eine Verbesserung des Klangs zu erwarten ist. »Digitale Hörfunk- und Fernsehprogramme, in Verbindung mit wiederbespielbaren CDs oder Bildplatten könnten Musiksendungen im Hörfunk und auch im Fernsehen auf neue Weise attraktiver machen. Das neue HDTV-System, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, läßt vor allem für Musiksendungen erhebliche Qualitätsverbesserungen erwarten; andere Techniken sind bereits in der Diskussion. Auch hier zeichnet sich durch die Verkopplung von Fernsehen und Datenübertragung bzw. –verarbeitung ein synergetischer Entwicklungsprozeß ab, der die Musikwirtschaft insgesamt verändern wird« (ebd.).

Allgemein sprechen Brodbeck/Hummel dem Fernsehen als Werbemedium für ›Musikgruppen‹ und ›Gesangskünstlern‹ eine zunehmende Bedeutung zu, wobei Videoclips eine besondere Rolle spielen dürften (vgl. ebd., 179).

MTV

Die seit 1987 bestehende Medienordnung, die private Anbieter neben den öffentlich-rechtlichen Programmen zuläßt, hat innerhalb der Programmstruktur des Fernsehens zu Veränderungen geführt, die auch die Musik bzw. den Musikmarkt betreffen. In deutschen Kabelhaushalten können gegenwärtig vier Privatsender mit hohem Musikanteil, meist in Form von Videoclips empfangen werden: hierbei handelt es sich um die Sender MTV, VIVA, VIVA 2 und VH-1. Ich werde mich im folgenden Teil der Arbeit mit MTV, dem bekanntesten dieser vier Sender befassen, da er gleichzeitig den Orientierungspunkt für die Arbeitsweise der anderen Sender abgibt (vgl. Wicke 1992, 471).

In den USA ging MTV bereits 1981 auf Sendung. Der Sender wird vielfach als ›Schöpfer‹ des Musikvideos bezeichnet. Zwar stimmt das in den USA ausgestrahlte Programm des Senders nicht hundertprozentig mit dem des in Deutschland zu empfangenden Ablegers MTV Europe überein, doch kann die amerikanische Literatur hinsichtlich der Ästhetik, Wirkungsweise bzw. bezüglich des Einflusses, den dieses Musikprogramm auf den Musikmarkt ausübt, annähernd übertragen werden, da das Konzept, welches hinter den beiden Programmen steht, identisch ist.12

12 Die Literatur, auf die ich mich im folgenden stütze, stammt aus der anglo-amerikanischen Forschung und bezieht sich vorwiegend auf MTV USA.

Die Entstehung des Musikkanals MTV geht nach Denisoff vor allem auf die Medienaktivitäten von American Express zurück, die einen Anteil von 50 Prozent an der Warner Cable Communications (WCC) erwarben und etwas später die Warner Amex Satellite Entertainment (WASEC) gründeten, die das Konzept einzelner Programme entwickeln und sich um adäquate Inhalte kümmern sollte. Die Geschäftsleitung von WASEC übernahm der ehemalige CBS-TV-Chef John A. Schneider.


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