- 80 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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in Deutschland. Diese beiden Konzerne haben bereits ganz konkrete Vorstellungen einer digitalen Fernsehwelt. Laut Spiegel plant Kirch den Start des digitalen Fernsehens bereits für den 01. April 1996 (vgl. Der Spiegel 9/1996, 102). Als Verbündete für dieses Projekt konnte Kirch bisher Daimler Benz, Metro, Richemont und Veba gewinnen. Hierbei sollen die Zuschauer mit Zusatzgeräten in der Größe von Videorekordern zu ihrem eigenen Programmdirektor werden und Spielfilme, Fußballspiele, Spezialprogramme, Datendienste nach eigenen Vorstellungen konsumieren – zu jeder beliebigen Zeit.

»Die zum Empfang nötige Decoder-Technik, die gleichzeitig eine detaillierte Abrechnung der vorm TV-Gerät verbrachten Stunden ermöglicht, ließ Kirch von seinen Technikern entwickeln. Die sogenannte d-Box ist das Mauthäuschen, an dem Zuschauer und Programmacher vorbei müssen, gegen Gebühr versteht sich« (ebd.).

Für etwa 100 Mio. DM läßt Kirch derzeit in München ein digitales Sendezentrum bauen. Zmeck, der Leiter der firmeninternen Arbeitsgruppe Digitales Fernsehen 1 (DF1), will u.a zwei Kinder- und zwei Dokumentationskanäle, ein Programm mit klassischer Musik sowie diverse Spielfilm- und Serienprogramme anbieten.

»Gegen den Pionier Kirch tritt der Bertelsmannkonzern an, der sich mit dem französischen Pay-TV-Unternehmen Canal plus verbündet hat. Ihr Konkurrenzdecoder, die sogenannte Mediabox, wird unter anderem von der Telekom, von ZDF, ARD und RTL unterstützt« (ebd.).

Laut Bertelsmann-Chef Mark Wössner sollen die derzeit 1 Mio. Premiere-Abonnementen (ein gegenwärtig schon empfangbarer Pay-TV-Sender) die ersten Digitalkunden werden.

Festzuhalten bleibt, daß die Digitalisierung des Fernsehens bereits angestrebt wird. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten scheinen hierbei eher Mitläufer als Initiatoren zu sein. Zumindest langfristig erscheint es möglich, daß sich diese Technologie auf breiter Ebene durchsetzen wird. Nach Angaben des Spiegel hegt aber derzeit niemand »ganz große Erwartungen« an das digitale TV-Geschäft, da das Geflecht der Partner kompliziert sei, täglich weltweit neue Verabredungen für neue Geschäfte getroffen würden, wobei sich Verlierer und Gewinner abwechselten. So rechnen beispielsweise die Manager des Bertelsmann-Konzerns »mit Milliardeninvestitionen im digitalen TV-Geschäft bei kurzfristig ungewisser Gewinnlage« (Der Spiegel 24/1996, 85).

Relativ optimistisch äußert sich Gottfried Zmeck, der Leiter des digitalen TV-Projektes der Kirch-Gruppe (DF 1), in das rund 1 Milliarde Mark investiert werden soll. Er rechnet mit einem Zeitraum von zehn Jahren bis zur vollen Entfaltung des digitalen Fernsehens. Für DF 1 soll am letzten Juli-Sonntag 1996 der Startschuß fallen.

»Dann sollen die ›Fernsehkunden‹ bereits ein ›Basis-Paket‹ mit 14 TV-Programmen und einem mit 30 Musikwellen bestückten Hörfunkkanal für monatlich 20 Mark abonnieren können. (...) Das Musikprogramm des US-Konzerns Viacom, MTV, und der deutsche Rock- und Popkanal, VH-1, die ansonsten auch über Kabel verbreitet werden, machen das erste ›Bouquet‹ aus« (Scheithauer 1996, 11).


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