- 78 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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ein Minimum an gemeinwohlorientierter Rundfunksteuerung, wobei es sich in der Praxis bisher allerdings für den Hörer von privaten Sendern als schwer erweist, dieses innerhalb ihres Programmangebotes zu orten.

Rüdiger Weissbach schreibt in seiner 1986 veröffentlichten Schrift Rundfunk und neue Musik: »Mit einem Anteil am Gesamtprogramm des bundesdeutschen Hörfunks von deutlich über 50 % nimmt auch heute die Kategorie ›Musik‹ mit Abstand den ersten Platz unter den verschiedenen Programmsparten ein. Insgesamt ist auch für die Gegenwart zu konstatieren, daß direkt und indirekt eine Vielzahl Musikschaffender primär oder zu wesentlichen Teilen ökonomisch vom Rundfunk abhängig sind (...). Neben die ökonomische Bedeutung des Rundfunks für den Musikbetrieb tritt die kulturpolitische, die durch die Programmarbeit vollzogen wird: Zwar ist tendenziell das Programm an den Interessen der Hörer ausgerichtet – mit deutlichem ›Übergewicht der U-Musik‹ –, jedoch werden ›Hörerminderheiten‹ durch die Programmgestaltung relativ gut mit spezifischen Programmen versorgt. Für bestimmte Musikstile/-gattungen stellt das Radio die einzige relevante Distributionsform dar (Avantgarde, außereuropäische Musik, moderner Jazz, ›Alte Musik‹)« (Weissbach 1986, 84f.).

Weissbach nimmt an, daß im Zuge wachsender Konkurrenz durch Privatsender auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihr Programm verstärkt an den Hörermajoritäten ausrichten werden, was zwar im Gegensatz zu den Forderungen des Kulturauftrages stehe, aber schon angesichts der hohen Durchschnittskosten der ›künstlerisch-kulturellen‹ Programme pro Sendeminute bei der gleichzeitig geringen Anzahl von Hörern, die hierdurch erreicht werden, wahrscheinlich sei. »Möglich ist somit, daß – indem der Umfang der Förderung, der bisher ihre strukturelle Bedeutung hervorrief, eingeschränkt wird – die Förderung der zeitgenössischen ›E-Musik‹ durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sich von einer strukturellen zu einer fallweisen wandeln könnte. Dies wiederum besäße – derzeit nicht überschaubare – strukturelle Auswirkungen auf den Markt für musikalische Kompositionen und allgemein auf das Musikleben bzw. das kulturelle Leben im weiteren Sinn« (ebd., 164).

Es ist anzunehmen, daß die von Weissbach 1986 aufgestellten Vermutungen zwar bisher nur in begrenztem Maße eingetroffen sind; falls aber neue digitale Radiosysteme wie ADR und/oder DAB, die via Satellit oder Kabel verbreitet werden, neue Angebotsformen wie Pay-radio, verbunden mit einer zunehmenden Anzahl von privaten, an den Werbeeinnahmen orientierten Anbietern, die auf den Markt drängen, die Zukunft des Hörfunks kennzeichnen sollten, könnte sich dies in den nächsten 10–20 Jahren ändern.

4.2.  Das Medium Fernsehen und seine Bedeutung für den Musikmarkt unter besonderer Berücksichtigung von Videoclips am Beispiel MTV

Das Medium Fernsehen erfuhr durch die Neuordnung des Rundfunksystems, der Ablösung des öffentlich-rechtlichen Systems durch die Duale Rundfunkordnung, die


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