Ein weiteres Projekt digitalen Hörfunks ist Digital Audio Broadcasting (DAB). DAB
wurde in der europäischen Forschungsinitiative EUREKA mit Forschungsgeldern
der EU (141 Mio. DM) entwickelt und 1994 vom Europäischen Institut für
Telekommunikationsnormen zu einer europäischen Norm erklärt. Die weltweit
zuständige Internationale Fernmeldeunion empfahl DAB zudem als internationale
digitale Radionorm, so daß die europäische Industrie hier eine führende Position
einnimmt. Neben Deutschland soll DAB auch in Frankreich, Großbritannien, den
Niederlanden, der Schweiz, Skandinavien und Kanada eingeführt werden. Sollte mit der
Einführung von DAB ursprünglich Anfang des Jahres 1995 begonnen werden, so
wurde dieser Termin von der ARD im Mai 1993 verworfen, um die geplante
Gebührenerhöhung im Jahr 1997 abzuwarten. Diese Entscheidung wurde damit
begründet, daß der erforderliche finanzielle Aufwand von ca. 500 Millionen DM für die
Einführung von DAB in Deutschland in der laufenden Gebührenperiode nicht
abgedeckt ist (vgl. Breunig 1995, 466). In einem ›Memorandum of Understanding‹
verständigten sich die Mitglieder der DAB-Plattform im November 1994 hinsichtlich des
weiteren Vorgehens. Wesentliche Eckpunkte des Papiers sahen vor, daß die
Mehrkosten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Rahmen der nächsten
Gebührenperiode berücksichtigt werden; die privaten Hörfunkveranstalter ihre
Mehrkosten gegenüber den Landesmedienanstalten geltend machen werden,
die Geräteindustrie eine ausreichende Anzahl von DAB-Empfängern für die
Pilotprojekte garantiert und daß öffentlich-rechtliche und private Hörfunkanbieter DAB
mit attraktiven Programmen und ergänzenden Datendiensten unterstützen
wollen.
»Die genannten Eckpunkte wurden nochmals in einem Memorandum of
Understanding auf Initiative der DAB-Plattform und der Bundesländer
von 25 Dachorganisationen und Einzelmitgliedern am 3. Mai 1995
bekräftigt. Grundsätzlich sieht das Memorandum die Bedeutung von
DAB ›nicht nur in der Fortentwicklung des Hörfunks mit zusätzlichen
Diensten (Datenrundfunk) und entsprechenden Gestaltungsmöglichkeiten‹,
sondern ›auch in der erheblichen industriepolitischen Bedeutung für die
Bundesrepublik Deutschland‹« (ebd.).
Bezogen auf die Empfangsqualität ist DAB dem Astra Digital Radio (ADR) ebenbürtig, die Datenreduktion findet ebenfalls unter Verwendung des Kompressionsverfahrens MUSICAM statt. Der Vorteil von DAB gegenüber herkömmlichem, analogem UKW-Radio besteht in der besseren akustischen Qualität bei einem geringeren Frequenzbedarf sowie einer geringeren Störanfälligkeit des Sendesignals (vgl. Jenke 1993, 30). Gegenüber dem Satellitenhörfunk zeichnet DAB der aufgrund des terrestrischen Empfangs mögliche mobile Empfang aus: DAB kann im Gegensatz zum ADR-System im Auto oder von tragbaren Radiogeräten empfangen werden. »Mit der Ablösung des gewohnten UKW-Empfangs durch DAB ist allerdings in frühestens 15 Jahren zu rechnen. Trotz des ungebrochenen Optimismus von Industrie und Lobby sind noch eine Reihe technischer Fragen sowie das Problem der Hörerakzeptanz ungeklärt« (Breunig 1995, 467). Immerhin wurden die Frequenzen für DAB europaweit bereits im Juli 1995 verteilt. In Deutschland sieht diese Frequenzaufteilung für jedes Bundesland zwölf Stereoprogramme mit der ergänzenden Verbreitung von Datendiensten vor, die auf den Unterträgern des DAB-Signals transportiert und auf dem Display der Fernbedienung ablesbar sein werden. Die Datendienste sollen ein zusätzliches Argument für |