unerwartet hoch,
was zur Folge hatte, daß nicht genügend Chips für die Receiver nachgeliefert werden
konnten und sich deshalb für einige andere Europäische Länder der Start des Programms
bis Ende 1996 verzögert.
Eine erste Veränderung, die der digitale Hörfunk aufgrund seiner technischen
Eigenschaften mit sich bringt wäre – eine zunehmende Akzeptanz bei den Hörern
vorausgesetzt – in der Einführung der neuen Angebotsform »Pay-radio« zu sehen.
Die Etablierung der Nutzung solcher Angebote könnte den Tonträgermarkt
negativ durch Substitutionseffekte beeinflussen und setzt die dort tätigen Firmen
meiner Ansicht nach unter Zugzwang: So kann es unter diesem Blickwinkel nicht
verwundern, daß hinter MCE die Plattenkonzerne Time Warner, EMI und Sony
stehen.8
8 Der private Hörfunksender Klassik-Radio ist ebenfalls eine Gründung von
Tonträgerherstellern (vgl. Zombik 1995, 510).
|
Der beschriebene Sachverhalt macht auch die primär vom technischen Wandel
ausgehende, zumindest partielle Entwicklung dieser Firmen vom Tonträger- zum
Programmanbieter deutlich.
Die zahlreichen Musikprogramme der beiden Pay-radio-Sender DMX und MCE
verfügen jeweils über eine spezielle Musikrichtung, hier reicht das Angebot von
Countrymusik über klassische Musik und Jazz bis zu Rock- und Popmusik. Das
Programmangebot besteht bei MCE aus mehr als 40, bei DMX aus über 50
thematischen Pay-radio-Kanälen. Für den Empfang der Programme wird ein
Spezialreceiver benötigt, der in Fachgeschäften oder auch beim Kabelbetreiber während
des Probebetriebs für 20–30 DM (für DMX) bzw. für 44 DM (für MCE) gemietet
werden konnte.
»Durch die Ausstrahlung von DMX über das Satellitensystem ADR
erhöht sich nicht nur die Anzahl übertragbarer Programme erheblich,
sondern gleichzeitig vervielfacht sich das potentielle Publikum. DMX peilt
in Deutschland eine Abonnentenzahl von 400.000 an, was einem Anteil von
5 Prozent des ASTRA-Publikums entsprechen würde« (ebd., 465).
Eine weitere zukünftige Angebotsform digitalen Hörfunks könnte
Audio-on-demand (Hörfunk auf Abruf) werden, die interaktive Version von
Pay-radio.9
9 Der Südwestfunk bot zusammen mit der Telekom auf der IFA 95 bereits einen Teil
seines Radioprogramms auf Abruf an. Wer Besitzer eines Computers und eines
Telekom-Online-Anschlusses (ehemals Btx bzw. Datex) war, konnte Musik,
Radio-Comics und Hörspiele digitaler Qualität abrufen. Der Südwestfunk hatte bis zu
diesem Zeitpunkt rund 200 Titel seines Archivs digitalisiert und auf Festplatten
gespeichert.
|
Kunden könnten hierbei durch den direkten Zugriff auf ein Archiv beliebige Beiträge
oder Musik abrufen, für die sie im Falle der Nutzung eine Gebühr entrichten
müßten.
»Während in Zukunft Audio-on-demand über Satelliten oder terrestrisch
möglich sein soll, sind diese Dienste bisher noch an die Verbreitung über
Leitungen gebunden. Der Aufwand zur Schaffung der für Audio-on-demand
notwendigen Infrastruktur (d. h. die Zentrale und die Übertragungswege) ist
allerdings so hoch, daß mit einer kostendeckenden Einführung in absehbarer
Zeit nicht gerechnet werden kann« (ebd.).
Neben der Akzeptanz durch die Nutzer hängt eine mögliche Einführung von
Audio-on-demand auf dem Markt auch von der Klärung urheberrechtlicher Fragen ab, so
fordern beispielsweise die Tonträgerhersteller eine angemessene Beteiligung an den
Gewinnen der Pay-radio-Sender.
|