- 73 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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Falls einige Transponder zukünftig nur für den Hörfunk genutzt werden, erhöht sich die Kapazität auf 48 Stereoprogramme pro Kanal. Das ADR-System ermöglicht somit im Vergleich zu DSR ein weitaus größeres Programmangebot, an dem das bei ADR angewendete Datenkompressionsverfahren MUSICAM nicht unwesentlich beteiligt ist, da es eine Datenreduktion ohne gravierende Qualitätsverluste ermöglicht, wenngleich die Tonqualität von ADR nicht jene von DSR erreicht. Bei ADR können zusätzlich Daten mitgesendet werden; ein in die Fernbedienung integriertes Display kann diese kurzen Zusatzinformationen anzeigen. »Allerdings gibt es Konflikte mit der Geräteindustrie, da sich der Pay-radio-Veranstalter DMX bei einem der beiden Gerätehersteller (Techni-Sat) das Wiedergabeverfahren für die Fernbedienung exklusiv für seine ADR-Programme gesichert hat« (ebd.).

Die ersten ADR-Receiver wurden bei der Funkausstellung im August 1995 in Berlin vorgestellt, sie kosten mit auf der Fernbedienung integriertem Display 798 DM und ermöglichten nach Breunig zu dieser Zeit den Empfang von rund 25 kostenlosen (ab Ende 1995 sollen es 50 sein) und 60 (ab Ende 1995 sollen es 90 sein)

Pay-radio-Programmen des amerikanischen Anbieters DMX.

Aufgrund der digitalen Technik lassen sich mit ADR Pay-radio-Angebote relativ einfach realisieren. »Pay-radio (Abonnementhörfunk) bedeutet die Ausstrahlung eines Hörfunkprogramms in verschlüsselter Form gegen pauschale (in der Regel monatliche) Bezahlung. Da sich die Frequenzkapazität im Zuge der Digitalisierung wesentlich erhöhen wird, sehen inzwischen auch ausländische Anbieter von Radioprogrammen eine Marktchance in Deutschland« (ebd., 464).

Als erste Anbieter in Deutschland haben die auch in anderen europäischen Kabelnetzen vertretenen amerikanischen Unternehmen Digital Music Express (DMX) und Music Choice Europe (MCE) Musikspartenkanäle getestet, hierzu wurden zwei Kabelnetze im Großraum München ausgewählt. Stehen hinter MCE die Plattenkonzerne Time Warner, EMI und Sony, sind es bei DMX der amerikanische Kabelnetzbetreiber TCI und Viacom, ein Medienunternehmen, zu dem auch der Musiksender MTV gehört.7

7 Schneider gibt hiervon abweichend als Gesellschafter der Firma MCE General Instruments, Warner Music Group, Sony und EMI Music an (vgl. Schneider 1995, 84).
In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die Vermarktung von DMX von der Firma Selco getragen, ein Joint Venture von PRO SIEBEN und Rupert Murdochs News International. MCE und DMX verhandeln seit zwei Jahren über eine weltweite Fusion, bisher ohne Ergebnis. »MCE und DMX versprechen sich aus den Versuchen in deutschen Kabelnetzen weniger einen wirklichen Test des deutschen Markts – dafür sind die Testgebiete zu klein –, als vielmehr medienpolitische Allianzen mit der Telekom, um sich den Einstieg in das deutsche Pay-radio-Geschäft zu sichern« (ebd.).

Während DMX seit der IFA 95 im Satellitenhörfunksytem ADR vertreten ist, plant MCE keine Direktausstrahlung über Satellit, sondern konzentriert sich ausschließlich auf die Verbreitung in Kabelnetzen. Das bisherige Interesse in den deutschsprachigen Ländern an DMX war Breunig zufolge mit 10.000 bestellten Einheiten


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