Falls einige Transponder zukünftig nur für den Hörfunk genutzt werden, erhöht sich die
Kapazität auf 48 Stereoprogramme pro Kanal. Das ADR-System ermöglicht somit im
Vergleich zu DSR ein weitaus größeres Programmangebot, an dem das bei ADR
angewendete Datenkompressionsverfahren MUSICAM nicht unwesentlich beteiligt ist, da
es eine Datenreduktion ohne gravierende Qualitätsverluste ermöglicht, wenngleich die
Tonqualität von ADR nicht jene von DSR erreicht. Bei ADR können zusätzlich Daten
mitgesendet werden; ein in die Fernbedienung integriertes Display kann diese kurzen
Zusatzinformationen anzeigen.
»Allerdings gibt es Konflikte mit der Geräteindustrie, da sich der
Pay-radio-Veranstalter DMX bei einem der beiden Gerätehersteller
(Techni-Sat) das Wiedergabeverfahren für die Fernbedienung exklusiv für
seine ADR-Programme gesichert hat« (ebd.).
Die ersten ADR-Receiver wurden bei der Funkausstellung im August 1995 in
Berlin vorgestellt, sie kosten mit auf der Fernbedienung integriertem Display
798 DM und ermöglichten nach Breunig zu dieser Zeit den Empfang von rund 25
kostenlosen (ab Ende 1995 sollen es 50 sein) und 60 (ab Ende 1995 sollen es 90
sein)
Pay-radio-Programmen des amerikanischen Anbieters DMX.
Aufgrund der digitalen Technik lassen sich mit ADR Pay-radio-Angebote relativ
einfach realisieren.
»Pay-radio (Abonnementhörfunk) bedeutet die Ausstrahlung eines
Hörfunkprogramms in verschlüsselter Form gegen pauschale (in der Regel
monatliche) Bezahlung. Da sich die Frequenzkapazität im Zuge der
Digitalisierung wesentlich erhöhen wird, sehen inzwischen auch ausländische
Anbieter von Radioprogrammen eine Marktchance in Deutschland« (ebd.,
464).
Als erste Anbieter in Deutschland haben die auch in anderen europäischen Kabelnetzen
vertretenen amerikanischen Unternehmen Digital Music Express (DMX) und Music
Choice Europe (MCE) Musikspartenkanäle getestet, hierzu wurden zwei Kabelnetze im
Großraum München ausgewählt. Stehen hinter MCE die Plattenkonzerne Time Warner,
EMI und Sony, sind es bei DMX der amerikanische Kabelnetzbetreiber TCI
und Viacom, ein Medienunternehmen, zu dem auch der Musiksender MTV
gehört.7
7 Schneider gibt hiervon abweichend als Gesellschafter der Firma MCE General
Instruments, Warner Music Group, Sony und EMI Music an (vgl. Schneider 1995,
84).
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In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die Vermarktung von DMX von der
Firma Selco getragen, ein Joint Venture von PRO SIEBEN und Rupert Murdochs News
International. MCE und DMX verhandeln seit zwei Jahren über eine weltweite Fusion,
bisher ohne Ergebnis.
»MCE und DMX versprechen sich aus den Versuchen in deutschen
Kabelnetzen weniger einen wirklichen Test des deutschen Markts – dafür
sind die Testgebiete zu klein –, als vielmehr medienpolitische Allianzen mit
der Telekom, um sich den Einstieg in das deutsche Pay-radio-Geschäft zu
sichern« (ebd.).
Während DMX seit der IFA 95 im Satellitenhörfunksytem ADR vertreten ist, plant
MCE keine Direktausstrahlung über Satellit, sondern konzentriert sich ausschließlich auf
die Verbreitung in Kabelnetzen. Das bisherige Interesse in den deutschsprachigen
Ländern an DMX war Breunig zufolge mit 10.000 bestellten Einheiten
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