- 72 -Wolff, Harry: Musikmarkt und Medien unter dem Aspekt des technologischen Wandels  
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die Telekom den unrentablen Satelliten TV-Sat 2 ab, dessen Mißerfolg durch seine neuentwickelte Fernsehnorm D2-Mac bewirkt wurde, die sich als nicht markttauglich erwies. In der Folge stellte die ARD ihr Satellitenprogramm Eins Plus ein; die übrigen Fernsehsender 3 sat, RTL und SAT 1 verlängerten ihre Verträge für die Belegung des Satelliten TV-Sat 2 nicht über 1994 hin aus. »Die auf dem Satelliten verbliebenen 16 DSR-Hörfunksender konnten und wollten aber die Übertragungskosten nicht alleine tragen. Ausgesprochen ärgerlich war diese Entwicklung für die Käufer der schätzungsweise 150.000 DSR-Direktempfänger in Europa (davon 100.000 in Deutschland) (...) Die Antennen sind nämlich seit der Abschaltung des Satelliten unbrauchbar« (ebd., 463).

DSR kann heute neben dem Kopernikus-Satelliten nur noch über das Breitbandkabelnetz der Telekom empfangen werden. Breunig sieht einen wichtigen Grund für das Scheitern von DSR darin, daß zwar eine neue Technologie, nicht aber neue Programme angeboten werden. So handelt es sich bei den meisten der 16 Hörfunkprogramme um informationsorientierte Kulturprogramme und Angebote für klassische Musik wie Bayern 4 Klassik, S 2-Kultur, Radio Bremen 2, HR 2, NDR 3 und WDR 3 sowie Deutschland Radio, Klassik Radio und Radioropa Info (vgl. ebd.). Mangelndes Interesse der Anbieter hat Breunig zufolge die von der Telekom geplante Ausstrahlung weiterer Pakete mit jeweils 16 DSR-Programmen verhindert. Diese relativ geringe Programmauswahl machte potentiellen Kunden die Anschaffung eines digitalen Receivers (ab 500 DM) nur vereinzelt schmackhaft. Ein weiterer Grund für den Mißerfolg von DSR sind nach Breunig die hohen Transponder-Mietkosten bei TV-Sat bzw. DSF Kopernikus, die sich aufgrund der geringen Hörerzahlen für die Veranstalter nicht rechneten. Als Reaktion hierauf zogen sich einige Programme vom Satelliten zurück, die durch neue Programme ersetzt wurden (vgl. ebd.). Insgesamt kann wohl davon ausgegangen werden, daß die Einführung des ersten digitalen Hörfunkprojekts DSR gescheitert ist. »Auch wegen der zukünftigen Konkurrenz durch das effizientere System Digital Audio Broadcasting (DAB) ist es fraglich, ob die Hörfunkveranstalter ihre Verträge mit der Telekom über Ende 1996 hinaus verlängern werden« (ebd.).

Mittlerweile stehen sich zwei neue Satellitensysteme beim Sprung auf den Markt des digitalen Satellitenhörfunks gegenüber: ASTRA und EUTELSAT. Das von der Firma Allsat Satellite Systems entwickelte Satellitenradio (SARA), das über das Satellitensystem EUTELSAT ausgestrahlt wird und in Konkurrenz zu ADR steht, ist Breunig zufolge aufgrund der höheren Kosten im Vergleich zu ADR (Geräte für das SARA-System kosten mindestens 1.000–2.000 DM) vorerst ein System für die Zuspielung vom Studio zum Satellit und von dort zu den terrestrischen Sendern, und weniger für den Direktempfang (vgl. ebd., 464).

Bei dem von der marktführenden Luxemburger ASTRA-Betreibergesellschaft SES entwickelten System ASTRA Digital Radio (ADR) werden die digitalisierten Signale auf den Tonunterträgern der Fernsehsignale übertragen. »Mit jedem der 64 auf den ASTRA-Satelliten 1A und 1D verfügbaren Transpondern können zusätzlich zu den Fernsehprogrammen 12 digitale Hörfunkprogramme in Stereoqualität (oder 24 in Monoqualität) gesendet werden, insgesamt also bis zu 768 Stereoprogramme« (vgl. ebd., 463).


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